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DEAR JOHN LETTER – Between leaves / Forestal

Warum diese Review plötzlich zum zweiten Mal unter den aktuellen Platten auftaucht? Weil DEAR JOHN LETTER mit Labelship vollkommen zurecht ein Label gefunden haben, auf dem die CD jetzt offiziell erschienen ist. An der Musik, dem Artwork und den Songs hat sich aber nichts geändert, deshalb anbei nochmal die Review vom April:

Man kennt das ja noch von früher: eine eigene Band dient in der Regel dazu, Spaß zu haben. Deshalb werden zunächst Songs gecovert und sinnlose Zeit vertrieben. Irgendwann stellt sich die Frage, ob man nicht auch mal live auftreten soll. Gibt immerhin ein paar Bierchen für lau und lecker Essen. Dann Album-Produktion oder nicht? Ein wenig Geld hat man ja inzwischen verdient, das könnte man doch investieren. Irgendwo dort enden für die meisten Musiker die Erfahrungen in der Musikbranche. Erfolgreiche Labelsuche und komplettes Tourbooking bleibt schon eher der Minderheit vorbehalten.
Auch wenn sich DEAR JOHN LETTER aus Augsburg möglicherweise noch auf dem Grat zwischen diesen beiden Polen befinden, sind ihre Ambitionen bereits sehr ehrgeizig und die Umsetzung absolut professionell.
Musikalisch irgendwo zwischen DREDG, SIGUR RÒS und A PERFECT CIRCLE anzusiedeln, scheinen sie auch dem Post-Rock (die Sounds) und dem Postcore (die ungeraden Taktzahlen) die interessanten Aspekte abzuringen. Mitunter klingen mir einige Rhythmen zwar zu gewollt konstruiert (hört Euch mal ENGINE DOWN oder „2+2=5“ von RADIOHEAD an, um zu erfahren, wie man schiefe Rhythmen durchaus geschickt verpacken kann), insgesamt bestechen DEAR LETTER JOHN aber durch einen tollen Gesamtsound, und auch das Songwriting kann sich sehen lassen. Gerade, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Debütalbum handelt und die Band erst seit gut zwei Jahren zusammen musiziert. Zudem handelt es sich bei den genannten Bands ja auch nicht um die schlechtesten Referenzen.
Wo der Band aber niemand mehr etwas vormacht, ist das Künstlerische. Infosheet und Livepräsentation sehen schon ganz gut aus, absolut großartig ist aber die Gestaltung der CD gelungen. Liebevoller geht es einfach nicht. Ein aufklappbares, schwarzes, akkurat genähtes Tonpapier-Digipack mit grazilem Golddruck, in der rechten Seite eine ebenfalls genähte Hülle für die CD, links zusätzlich zum Textblatt ein gefaltetes Papier mit präzise ausgestanzten Tieren. Toll! Schon allein das Artwork macht daraus ein Sammlerstück.