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DAUGHTER – „Naja, kann man sich auch auf Platte anhören, gell?“

Alles ist langsamer, schön, traurig. Alles ist Saite, weibliche Stimme und langer Klang.
Erst tauchen zwei auf. BROKEN TWIN. Gesang und Tasten ganz rechts und ein Geiger von UNDER BYEN ganz links. Pressestimmen von der englischen Küste loben Majke Vosse Romme für ihren Auftritt beim Spot Festival in Århus. Hervorgehoben wird darin ihre Stimme, die für mich eine Nähe zu Beth Gibbons durch ihr Vibrieren im Ausklang, ihre Lage und ihr Timbre sucht oder hat und aber neugierig macht.

Dann ist eine zu lange Pause.

Danach kommen sie, wie sie sagt, schön wieder hier zu sein und erinnert sich. Leise lächelt sie, der Gitarrist und sie schieben sich die Redewahl hin und her, ergänzen sich, nehmen einander nichts und gehen in ihren Klängen auf und unter: Die Herbstsonne, die lieber im Bauch ihrer Mutter bliebe.
Technisch mit dem Feinsten ausgestattet, alles will gestimmt sein. Das passende Dunkel zum tropfenden Herbsttränenlicht an der Rückwand oder lilaleuchtende, blaue und grüne Strahler färben den Nebel ein.

Sie: Blass mit breitem Pony, unauffallend unaufdringlich, sanfte, wärmende Stimme und deutliche Aussprache des das Britische ausmachenden Akzents. Der Ort ihrer Stimme stets in der Musik vertieft, wirkt sie in ihren spärlichen Ansagen so abwesend und unnahbar, wie es eine Traurigkeit der Musik verlangen könnte.
Er: Mit Wollmütze kündigt trauriges Lied und mehr und mehr und weitere traurige Lieder an, biegt, beugt und wippt sich rasch zu dem Langsamen der unterschwelligen Beats. Benutzt E-Bow, Bogen und Helikopter mit viel Raum und Echo.

Damit treten beide wieder zurück in ihr Werk und Wirken mit zwei Musikern an Schlagzeug und – dem Verdeckten – an Tasteninstrument. Elena Tonras Gesang legt sich weich und eindringlich in den Ballsaal des Bunkers und zeugt von einer Intensität, mit der das Arrangement dieses Live-Auftritts nicht ganz mitzuhalten vermag. Im Vergleicht zur perfekt produzierten Platte „If You Leave“ verlieren die Lieder hier live ihr mutiges, aufregendes Gewand.
Alles bleibt dumpf, Tücher hängen auf den Fellen und Höhen aus Hihats oder aus purem Holz auf Glocke bleiben aus. Fast ergibt sich in Wirbeln ein Metal-Klang durch das Patschen der klatschenden, tiefen Felle. Immer wieder Bässe aus dem Rückraum, tiefe Floortoms und Paukenschlegel, die auch auf Sample-Pads klopfen und zum Schluss des Auftritts das Typische eines Gigs verursachen: den Aus b r u c h.

Eine Idee eines Liedes hängt sich an mich für den Heimweg, doch heute, einen Tag später, ist sie weg. Ihr Eindruck besteht, ihr Raum steht da: Schön, aber traurig. Traurig, aber schön.

„Letztendlich ist kein Platz um der Melancholie zu verfallen, was man will ist ein Konzert im Sitzen mit Kissen auf dem Boden und einer Handvoll Zuschauern und einem Glass warnen Tee in der Hand. Da waren Amsterdam, Winter, Tomorrow und fast ganz zuletzt Youth, welches sich durch das vereinzelte Mitsingen des Publikums leicht ins hymnische verfiel. Nach rund 40 min ist Schluss. Die Zugabe bleibt verwehrt.
Innerlich ärgert man sich ein wenig, dass man die die Zeiten der kleinen Konzerte solcher Bands verpasst hat, freut sich dann aber doch wieder auf das Kratzen der Nadel auf dem heimischen Plattenspieler bevor die ersten Töne erschallen,” sagt und schreibt ein freundlicher Konzertgast aus Berlin.

(Diese Rezension wurde unter Mithilfe des freundlichen Gasts aus Berlin verfasst.)