CONNY OCHS – Raw love songs

Phantastisch. Eine Presseinfo, die nicht erzählt, wie unfassbar brillant der Künstler ist, um den es geht. Die nicht behauptet, hier werde die Musik neu erfunden. Das macht Eindruck.
Und es stimmt. CONNY OCHS erfindet tatsächlich die Musik nicht neu auf „Raw love songs“. Nein, aber er interpretiert sie auf seine ganz eigene Weise, stoisch, roh, direkt und einfach, um es mit einem gern gewählten Wort zu beschreiben: echt. Ein Mann mit einer in den Folkzentren der englischsprachigen Welt verwurzelten Stimme und seiner oftmals an BILLY BRAGG („Angels and demons“) gemahnenden E-Gitarre. Puristisch und dennoch emotional. Fast schon ergreifend. Da passt jemand perfekt in eine Tracklist zwischen SCOUT NIBLETT, BILLY BRAGG, PJ HARVEY und JASON COLLETT.
CONNY OCHS lässt seinen Gefühlen freien Lauf, was man der Varianz in seiner Stimme immer anhören kann. Mal schwimmt sie im Dreck und mal erhebt sie sich zu wolkenverhangenen Höhen („Pawnshop“).
Auch mit fortlaufender Dauer des Albums verliert die Musik von CONNY OCHS nichts von ihrer Tiefe. Weil er zwischendurch kleine, zarte Effekte einzubauen versteht, wie chorischen Gesang, eine Mundharmonika und und und. Auch sein Gitarrenspiel zeigt eine enorme Spannweite und einen hohen Abwechslungsreichtum.
Da darf man sehr gespannt sein, was aus der auf Tour erdachten Kollaboration mit WINO werden wird. Bis dahin hilft einem „Raw love songs“ allerdings mehr als gut über die Wartezeit hinweg. Ein dreckiges, ehrliches, romantisches, positiv schlichtes Singer/Songwriter-Album, das nicht mehr aus sich machen will, als es ist. Warum auch?

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.