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COLUMBIAN NECKTIES & CELLOPHANE SUCKERS – 13.09.2025, Marckmannstraße (Hamburg)

Was verbindet man als Hamburger mit Rothenburgsort? Genau: nichts. Ein grauer Stadtteil zwischen Industriehallen und sozialen Brennpunkten, den man höchstens mal überquert, wenn man die Elbbrücke nimmt – oder sein Auto aus dem „Auto-Knast“ abholt. Sonst? Fehlanzeige.
Meine einzige positive Erinnerung: der Junggesellenabschied eines Freundes, als wir in einer hübschen Oldtimer-Tankstelle ein Konzert von DIGGER BARNES und ALLIE PARKER sahen. Die Tankstelle steht noch. Die Ehe nicht.
Und warum waren wir nun wieder hier? Bernd von Blueprint hatte von einer Secret Show der CELLOPHANE SUCKERS in einem Proberaum gefaselt – Adresse und Uhrzeit unklar. Klingt super! Der Veranstaltungsort war ohne GPS kaum zu finden, doch ein bisschen Leopardenfelloptik und ein paar Baustellen später standen wir richtig. Überraschung: Die CELLOPHANE SUCKERS waren nur Vorband für die COLUMBIAN NECKTIES. Dazu selbstgebastelte Eintrittskarten und eine Tombola – besser konnte es kaum starten!

CELLOPHANE SUCKERS

Um halb acht ging es los. Ich brauchte ein Weilchen, um warm zu werden – das letzte Mal sah ich die CELLOPHANE SUCKERS 2001 auf der Popkomm, zusammen mit NEBULA und den TURBO AC’S. Damals in Ostfriesland selbst in einer Stoner/Punk&Roll-Band unterwegs, war das ein Déjà-vu. Heute wirkte es zunächst altbacken, aber die technisch sauberen Songs und überraschend guter Lagerhallen-Sound sorgten schnell für gute Stimmung. Bernd stellte fest: Wir Endvierziger senkten den Altersschnitt ein wenig, doch rundherum zeugten Shirts und Aufnäher von der langen Punkvergangenheit der anderen Besucher: CRAMPS und MC5, dazu Konzertplakate aus sehr weit entfernter Vergangenheit: JOHNNY MOPED, BUTTOCKS, die SEX PISTOLS. Sogar ein HSV-Plakat vom November 1976, kurz vor meinem Geburtstag, lugte von der Decke herab, und für einen Moment war Rothenburgsort nicht mehr grauer Industriehafen, sondern ein nostalgischer Zeitsprung mitten ins Herz der Hamburger Subkultur.

COLUMBIAN NECKTIES

Dann die COLUMBIAN NECKTIES aus Aalborg. Altersmilde? Fehlanzeige. Musikalisch wie die CELLOPHANE SUCKERS, aber doppelt so schnell. Hatte was von ZEKE oder noch mehr von den NEW BOMB TURKS. Sänger Jeppe Sørensen entledigte sich direkt seines Hemds – Bierbauch komplett egal – und sammelte sofort einen Haufen Sympathiepunkte. Dazu eine energiegeladene Show, reichlich Publikumskontakt und die eine oder andere Schmunzel-Pointe. Links Gitarrist Henrik Ovensen mit seinen Flitzefingern – ich habe selten einen Gitarristen so schnell die Akkorde wechseln sehen. Der Bassist im SLAYER-Shirt wirkte hingegen völlig tiefenentspannt, bis Jeppe enthüllte, dass er erst vor einer Woche spontan eingesprungen war, als die Band bereits panisch feststellte, dass sonst keine Tour und Unmengen Bier zustande gekommen wären. Dafür war heute stilecht gesorgt: ein Marshall-Kühlschrank direkt auf der Bühne – will ich auch haben!
Im Anschluss an das Konzert wurde noch diverses Vinyl und Alkoholika verlost, bis wir schließlich wieder den Heimweg durch Rothenburgsort antraten – immer noch unspektakulär, aber plötzlich ein Ort, an dem Punkrock lebt. Wir kommen wieder.