„Indie ist momentan irgendwie alles“, sagte kürzlich ein guter Freund zu mir. Recht hat er. Wer sich durch die mehr als 500 Bands beim diesjährigen Reeperbahn-Festival geklickt hat, wird dies bestätigen können. Auch im Mainstream macht sich diese Sparte immer mehr breit, was im Grunde widersprüchlich ist, da der Begriff ja ursprünglich die Unabhängigkeit von den Major-Labels für sich proklamierte.
Sinnbus ist von der Größe sicherlich weit genug entfernt von den Majorlabels, und auch musikalisch kann man die jüngste Veröffentlichung ihrer Band CLOSE TALKER keiner anderen Kategorie als der Indie-Sparte zuordnen. Maximal lässt sich noch das Subgenre Shoegazing ergänzen, aber das ist im Grunde gar nicht nötig. Denn CLOSE TALKER aus Saskatoon machen zeitlosen Indie, nicht ganz unähnlich zu Bands wie I AM KLOOT und TIGER LOU. Thematisch geht es auf „How do we stay here?“ um die Sorge, erwachsen zu werden. Ist man wirklich dazu bereit, Zeit für ernsthafte Themen zu opfern? Musikalisch müssten CLOSE TALKER also eigentlich Funpunk machen, tatsächlich strahlt ihre Musik aber eine große Melancholie und Ernsthaftigkeit aus, auch eine gewisse Abgeklärtheit. Klingt durchaus erwachsen, vor allem aber sehr überzeugend. Und ist nicht auch Musik ein ernsthaftes Thema? Es bleibt zu hoffen, dass das Trio weiterhin so viel Zeit in seine Musik investiert – auch wenn sie erwachsen werden.