CASHLESS – This is Bavaria, not L.A.!

Es ist nun fast ein Dreivierteljahr her, dass ich „Living between the lines“ von CASHLESS in diesem Magazin besprochen, für gut befunden und bewertungstechnisch mit siebeneinhalb Sternen versehen habe. Das kommt des Öfteren vor, denn unter der Flut an Tonträgern, die uns mittlerweile erreicht, sind natürlich auch viele gelungene Sachen dabei, die folglich auch eine entsprechend gute Bewertung bekommen. Was ich CASHLESS allerdings im Gegensatz zu vielen anderen „guten“ Alben attestieren muss, ist die Tatsache, dass ihr Werk auch nach Monaten noch relativ regelmäßig den Weg in meinen CD-Player findet. Dies wiederum ist nicht so selbstverständlich, denn durch die Masse an CDs, die ich fürs Blueprint-Fanzine reviewen darf/soll, bleibt in der Regel nur noch wenig Zeit, sich auch weiterhin mit den bereits „abgearbeiteten“ Tonträgern zu beschäftigen. Doch irgendwie ist es in diesem Fall anders, was darauf hindeutet, dass diese Band wohl einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat…
Eigentlich wären CASHLESS für ein Interview mit uns schon damals geradezu prädestiniert gewesen, denn als ein sehr szenenahes Onlinemagazin haben wir schon immer Wert darauf gelegt, nicht nur die „Großen“ zu interviewen, sondern vor allem auch unbekannten und einheimischen Bands eine Plattform zu bieten. Aber „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ sagt ja bekanntlich der Volksmund, und nachdem zwischenzeitlich zu allem Überfluss auch noch der Fragebogen zweimal verloren gegangen ist, kommt ihr an dieser Stelle nun doch noch in den verspäteten Genuss eines CASHLESS-Interviews.

[F]Viele Leser unseres Online-Fanzines werden CASHLESS noch nicht kennen. Erzähl doch bitte mal ein wenig über euch und eure Bandgeschichte!
[A]Hi, wir sind CASHLESS, wir sind zu fünft (ich Amse, Olli, Michael, Flo und Tom) und kommen aus Regensburg/Pfarrkirchen in Bayern. Angefangen haben wir vor zirka acht Jahren, damals konnte aber noch keiner sein Instrument spielen, geschweige den richtig herum halten. In den letzten Jahren haben wir zwei EPs und zwei Longplayer veröffentlicht. Gespielt haben wir bis jetzt so etwa 280 Shows, und wir waren drei Wochen in Australien auf Tour. Unser Highlights waren mit Sicherheit die Shows mit LARS FREDERIKSEN, RISE AGAINST, ALKALINE TRIO, THE STREETDOGS, den DONOTS….und natürlich die Tour mit LESS THAN JAKE und GUTTERMOUTH diesen Winter.

[F]Die Veröffentlichung eures Albums „Living between the lines“ liegt mittlerweile einige Monate zurück. Zieh doch bitte mal ein erstes Resümee: Wie waren die Resonanzen auf das Album? Seid ihr mit den CD-Verkäufen zufrieden?
[A]Das Album ist in den einschlägigen Magazinen überall sehr gut weggekommen und hat auch sehr guten Anklang beim Publikum gefunden. Ich denke, dass wir uns mit diesem Album ein paar Fans mehr gemacht haben. Das mit den CD-Verkäufen ist heutzutage eh so ein Thema, wegen Downloads und Brennen usw., aber wir dürfen nicht meckern, es hat im Angesicht dieser Problematik schon gut gepasst.

[F]„Living between the lines“ ist ja ein sehr abwechslungsreiches Album geworden, das seine Einflüsse aus verschiedenen Spielarten des Punkrocks bezieht. Wie entstehen eure Lieder? Stecken hinter den verschiedenen Stilen unterschiedliche Vorlieben einzelner Bandmitglieder, die jeweils ein Songgerüst mit in den Proberaum bringen, oder sind eure Songs weitestgehend Gemeinschaftsproduktionen?
[A]Also, die Songs entstehen eigentlich alle vom Grundgerüst her im Proberaum, wenn wir das soweit haben, dann nehmen wir selber auf und machen den Feinschliff Zuhause. Sprich Solos und Melodien ausprobieren oder verändern. Der Gesang kommt meist am Schluss. Verschiedenste Einflüsse haben wir alle, das stimmt, und mit Sicherheit schlägt sich das auch in den Songs nieder. Aber meiner Meinung nach klingen sie alle nach uns, auch wenn sie unterschiedlich vom Stil her sind, und darauf können wir schon ein bisschen stolz sein finde ich. Klingt nach CASHLESS 😉

[F]Bei „Nichts ist egal“ singt Joshi von ZSK mit. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
[A]Wir haben einmal eine Show mit ZSK gespielt und kannten sie damals noch nicht, und unsere Show muss ihnen wohl so gut gefallen haben, dass sie uns als Support für die Show in Schweinfurt ihrer Abschiedstour dabei haben wollten. Einige Zeit später haben wir Joshi einfach gefragt, ob er Lust hätte, bei dem Song mitzumachen, und er hat kurzerhand ja gesagt. So sind wir einfach nach Berlin gefahren und haben dort im ZSK-Proberaum total DIY die Textzeile von Joshi aufgenommen.

[F]Für mich gehört der Song übrigens zu den Highlights des Albums – weniger wegen Joshis (zugegebenermaßen genialen) Stimme, sondern vielmehr, weil Melodic Punkrock meiner Ansicht nach ziemlich gut mit deutschen Texten funktioniert, es aber bislang noch keine Band geschafft hat, die nach dem Split von ZSK entstandene Lücke zu füllen. Plant ihr, zukünftig öfter Lieder mit deutschen Texten zu machen, oder bleibt der besagte Song eine Ausnahme?
[A]Das könnte gut möglich sein, dass auf der nächsten Platte der eine oder andere Song wieder deutsch gesungen wird. Mal schauen, warum eigentlich nicht? Hat ja dieses Mal auch gut geklappt!

[F]Ihr habt mit My Redemption Records auch ein eigenes Label gegründet. Soll dieses ausschließlich als Plattform für eure eigenen Veröffentlichungen dienen, oder überlegt ihr, auch andere Bands von euren Kontakten und euren Erfahrungen profitieren zu lassen?
[A]Im Moment veröffentlichen wir nur uns selbst, aber es kann durchaus sein, dass wir auch eine andere Band in Zukunft über das Label unterstützen. Von unseren Kontakten und Erfahrungen lassen wir andere Bands natürlich auch profitieren, einzige Voraussetzung hierfür, dass uns die Band gefällt und dass wir hinter dem, was sie machen, stehen können. Ich mache über das Label Promo-Sachen für andere Bands, und wenn die Leute dann Fragen haben, habe ich dafür auch immer ein offenes Ohr. Im Moment mache ich die Promo für FIRST CLASS TICKET (http://www.myspace.com/firstclassticket), eine junge und wirklich talentierte Band, die jetzt vor ein paar Wochen ihre Debüt-EP veröffentlicht haben. Die Platte wirst du auch in den nächsten Tagen auf deinem Schreibtisch liegen haben, und ich hoffe du schreibst ne gute Kritik 😉 (Anm. d. Red.: Geht klar, Übergabe des Geldkoffers nächsten Donnerstag am gewohnten Ort!)

[F]Ich habe auf eurer Homepage gesehen, dass ihr 2006 in Australien auf Tour wart. Was geht Down Under in Sachen Punkrock ab? Und wie schmeckt eigentlich Känguru-Steak? Berichte doch bitte kurz von euren Erlebnissen!
[A]Ja, wir waren drei Wochen in Down Under mit THE GO SET aus Australien auf Tour. Das war eine sehr schöne und erlebnisreiche Zeit. Dort unten haben sie eine andere Musikkultur als bei uns, da kommt schon mal nachmittags im Radio ein Punkrocksong, oder du konntest dir in jeder Tankstelle das damals aktuelle AFI-Album kaufen. Also, meiner Meinung nach hören die Leute in Australien viel mehr Gitarren-Sound als hier bei uns. Känguru-Steak schmeckt, wenn man ehrlich ist, nicht wirklich gut, ich hab es einmal probiert, und es hat wie ’ne alte Schuhsohle geschmeckt. Dafür sind die Australier sehr, sehr nett und machen sich nie Stress – no worrys mate!

[F]Wie geht es nun bei euch weiter? Touren, neue Platte, sonstiges?
[A]Im Moment sind wir beschäftigt damit, eine Akustik-EP zu machen mit vier Songs, welche so im März auf unserer Homepage für lau zum Runterladen stehen wird. Ende diesen Sommers werden wir wieder ins Studio gehen, um die nächste Platte zu recorden. Hierfür schreiben wir jetzt auch schon fleißig Songs. Touren werden wir natürlich so viel wie geht. Mal schauen, was da 2009 so alles bringt.

[F]Zum Abschluss noch der beliebte Interview-Klassiker: Nenne uns deine fünf derzeitigen Lieblingsplatten!
[A]1. RANCID – “And out come the wolves” (der Klassiker)
2. THE DUCKY BOYS – “Three chords and the truth”
3. STRIKE ANYWHERE – “Dead FM”
4. THE SUBWAYS – die Neue (“All or nothing”, d. Red.)
5. FAR FROM FINISHED – “Living in the fallout”

[F]Gute Wahl – Vielen Dank fürs Interview!
[A]Ich sag auch danke für das Interview, und noch mal sorry, dass es so lange gedauert hat 😉
Es würde uns riesig freuen, wenn der eine oder andere eurer Leser mal bei ’ner Show von uns vorbeischaut. Also macht’s gut liebe Leute und danke fürs Lesen.

Surftipps:
http://www.cashless33.com
http://www.myspace.com/myredemptionrecords

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.