Ich bin immer wieder verblüfft, wie viele Bands aus der auf Außenstehende eher beschaulich wirkenden Stadt Münster stammen. So wie zum Beispiel C4SERVICE, die zwar bereits seit 2013 existieren, bisher allerdings lediglich zwei EPs herausgebracht haben. Mit „Me first society“ haben sie nun ihren ersten Longplayer unters Volk gebracht, und der hält – getreu des Bandnamens – vor allem in den Texten explosives Material parat: In Liedern wie „Feminism“, „How can you sleep“, „Orwell´s big brothers“ oder „Holiday in democracy“ wird gnadenlos der Finger in die eitrigen Wunden der sich immer weiter abschottenden und egozentrischen Gesellschaft gelegt. Dies beinhaltet ebenso inhaltliche Auseinandersetzungen auf tiefergehender Ebene wie etwa der Reflektion toxischer Beziehungen oder die Anprangerung patriarchalischer Verhältnisse, als auch direkte Kampfansagen wie in dem gegen rechts gerichteten Stück „Nazi migration“. Verpackt ist das Ganze in kraftvollen Punkrock, der trotz durchaus vorhandener Melodien grundsätzlich näher am Hardcore als am Pop angesiedelt ist. Allen voran die Sängerin verleiht den Liedern mit ihrem rauem Organ noch einmal den entscheidenden (Schmirgelpapier-)Schliff, um aus „Me first society“ eine regelrechte Energiebombe zu machen. Die mir vorliegenden CD-Version wurde zusätzlich auch noch mit den Tracks der bereits vor einigen Jahren erschienenen „Un/Stable“-EP versehen, so dass es hier im Endeffekt ganze 22 Songs zu entdecken gibt.