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BROILERS – Vanitas

Die BROILERS gehören mittlerweile zu den bekanntesten und angesagtesten deutschen Oi-/Streetpunk-Bands. Während ich noch vor gut zehn Jahren von Bands wie den VERLORENEN JUNGS, PÖBEL & GESOCKS und Konsorten als Soundtrack zur (gefühlten) jugendlichen Außenseiter-Rolle kaum genug kriegen konnte, so wandte ich mich später nach der Erkenntnis, mit der derartigen Auffassung von Punk eigentlich nicht viel zu tun zu haben (bzw. haben zu wollen), immer weiter von dieser Sparte ab. Stattdessen widmete ich mich fortan verstärkt anderen Spielarten des Punkrock, bei denen machohaftes Rumgeprolle, die Negierung politischer (linker) Ideale und Schwanzvergleiche auf Konzerten keine übergeordnete Rolle mehr spielten. Dennoch verfolgte ich nebenher weiterhin die Entwicklung jener Szene, und so blieb auch die letzte Platte von 4 PROMILLE von mir nicht unbemerkt, auf der sich jene Band vom typischen Oi-Sound verabschiedete, stattdessen vermehrt auf Einflüsse aus Rock´n´Roll, Folk und Country zurückgriff und sich mit humor- und teils niveauvollen Texten erfrischend vom 08/15-EinheitsbrOi! (aua, ich weiß…) abhob. Eine ähnliche Entwicklung scheinen schrittweise auch die BROILERS zu vollziehen, die auf „Vanitas“ ihren Punkrock mehr denn je mit Fragmenten aus Reggae/Ska, Northern Soul, Rockabilly und – die Band möge mir verzeihen – Schlager-Pop aufmöbeln. Maßgeblich zum neuen Klang trägt dabei die Erweiterung des Line-Up durch Orgel/Klavier bei, wodurch die Gitarren ein wenig zurückgeschraubt wurden. Dieses eigenständige Soundgewand steht den BROILERS ausgesprochen gut und stellt eine klare Weiterentwicklung zu ihrem vorherigen Schaffen dar. Was mich in diesem Zusammenhang jedoch stört, ist die glatte Produktion des Albums, welche die Songs gelegentlich bedrohlich stark in Nähe Stadionrock katapultiert. Hier hätte ein wenig mehr vom Rotz der alten Tage sicherlich gut getan. Alles in allem ist „Vanitas“ aber ein sehr interessantes Album geworden, auf dem die Band selbstbewusst ihren Weg weitergeht. Bleibt für die BROILERS nur noch zu hoffen, dass ihre bisherige Fangemeinde diesem Pfad folgt und nicht unterwegs an der Abendkasse vom nächsten LOIKÄMIE-Konzert stehen bleibt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.