Schon auf der Großen Freiheit fühlte man sich in ein anderes Jahrzehnt zurückversetzt: Pomade, Petticoats, Lederjacken und Tollen – wohin man nur blickte! Und selbst die kleinsten Sprösslinge wurden in Jeansjacken mit STRAY CATS-Aufnähern und Docks gekleidet. Wenn die Eltern schon herausgeputzt sind, darf man die Kleinen natürlich nicht vergessen. Erst recht nicht, wenn es ihr erstes Konzert sein soll!
BRIAN SETZER lud in die Große Freiheit 36, fast exakt ein Jahr nachdem er im letzten Sommer die STRAY CATS wieder zum Leben erweckte und Tausende Fans in den Stadtpark lockte. Ursprünglich war auch das heutige Konzert für den Stadtpark angesetzt, aber da hatte man sich wohl ein wenig mit den Zuschauerzahlen verkalkuliert. Nun gut, die STRAY CATS feierten im letzten Jahr nun mal ihre Reunion nach zehnjähriger Bühnenabstinenz, und BRIAN SETZER himself gab es eigentlich mehr oder weniger die gesamten letzten Jahre über. Nichtsdestotrotz folgten dem Ruf des Meisters mehr als 1000 Rockabilly-Fans und sollten auch mit einem anderthalbstündigen klasse Gig belohnt werden. Doch zuvor durften sich THE SLAPTONES als Support versuchen, was ihnen auch bravourös gelang. Die drei Beauty-Queens am Kontrabass und den Gitarren, und der von ihnen selbst titulierte „Daddy“ an den Drums und Harmonica. Die vier Schweden bestachen durch stark Country beeinflussten Rock & Roll und meist dreistimmigen Gesang. Musikalisch nicht viel Neues und mir insgesamt ein wenig zu glatt, aber dafür hätten die Stimmen der drei Damen sicherlich so manchen Song Contest gewinnen können. Insgesamt kamen die SLAPTONES auch so gut an, dass sie sogar noch eine Zugabe geben durften, bevor die Bühne für BRIAN SETZER hergerichtet wurde. Als Gitarrenständer dienten zwei metallene Garbage Cans, die Rückwand zierte das Motiv der aktuellen Shirts – zwei Halbakustische und ein grimmig dreinblickender Mr. Setzer, vermummt mit einer Südstaatenflagge – und die obligatorischen Flammen fand man nicht nur auf dem Piano wieder. Sondern auch auf dem glitzernden Jackett des Frontmanns, während sich die Backing Band im uniformen Look mit blauer Weste kleidete. Die Setlist bestand zu Beginn aus viel neuem Material des aktuellen Albums „Rockabilly riot!“, aber die beste Stimmung kam erst auf, als „Stray cat strut“ angespielt wurde und sich die Band erstmals richtig an ihren Instrumenten austoben durfte. Es folgte weiteres BRIAN SETZER-Material aber auch noch so mancher Hit der STRAY CATS, wie beispielsweise „Fishnet stockings“. Das Publikum jubelte frenetisch, insbesondere zum Ende des Gigs, wo jeder Musiker seinen eigenen Solo-Part bekam und zeigen konnte, dass er eben nicht nur begleiten kann. Brian Setzer bedankte sich nach jedem einzelnen Stück begeistert beim Publikum als sei es bereits der letzte Song gewesen, und als schließlich Schluss war, verlangte die Menge schon nach einer Zugabe, als die Band noch auf der Bühne stand. Es folgten insgesamt vier weitere Songs und abschließend „Red cadillac & a black moustache“, das Setzer alleine mit dem Drummer intonierte. Ein gelungener Abend, tolle Musiker und viel zu sehen!