Schweizern sagt man aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen quasi die Entdeckung der Langsamkeit nach, was meiner Ansicht lediglich ein weiteres Vorurteil mehr in der Geschichte der menschlichen Irrtümer darstellt. Es scheint aber so, als wollten die aus Fribourg stammende Combo BEAUTIFUL LEOPARD mit ihrem zweiten Album beweisen, dass in diesem Stereotyp doch ein Körnchen Wahrheit steckt.
Schleppend, verzögert und scheinbar widerwillig reiht sich Ton an Ton; manchmal macht die Musik für einen Augenblick eine erholsame Pause, nur um gleich darauf wieder besser in Fahrt zu kommen. Sehr unaufgeregte Musik, welche in ihrer leidenschaftlichen Langsamkeit etwa vergleichbar mit MOGWAI oder SIGUR RÓS ist. Allerdings besitzt BEAUTIFUL LEOPARD dabei die Kunst, Songs zu kreieren, deren Längen sich meist bei vier Minuten einpendeln. Dennoch gelingt es der Schweizer Band, dass ihre Lieder dabei episch bleiben. Das mag vor allem an der vielfältigen Instrumentierung liegen, welche Intensität und Dichte verschafft. Neben der klassischen Rockbesetzung Gesang, Gitarre, Bass und Percussion werden die Tracks immer wieder durch Orgel, Cello, Klavier und Trompete verfeinert.
Selbst der Gesang ist schlicht unglaublich, der bei den üblichen Verdächtigen des Post-Rock ja zum Teil nicht einmal vorkommt. Er klingt so, als hätten die Schweizer für je einen Song Chris Martin, Anthony Kiedis und Maxi Hecker zu einem Gastauftritt bewegen können. Fazit zum Gesang: Sehr variabel, und dennoch drängt er sich gegenüber den restlichen Instrumenten nie auf.
Das Tolle an der Scheibe ist, dass sie selbst nach dem zehnten Mal hören nicht langweilig wird. Währenddessen habe ich immer wieder versucht, etwas Kritisches zu entdecken, aber es ist mir bei all meinen Hördurchläufen nicht gelungen. Darum kann ich diesem großartigen Album und meiner bisherigen Scheibe des Jahres nur die Höchstwertung geben. Im Dezember beglücken uns die Schweizer übrigens mit einigen Auftritten in der Republik. Ich freue mich darauf.