ALL THE LUCK IN THE WORLD sind eine der Bands, die mir über den Hamburger Stadtradiosender 917xfm aufgefallen sind, wo ihre Single „Never“ gelegentlich rotiert. Ein melancholischer Indie-Hit, irgendwo zwischen den Sparten Folk und Singer/Songwriter einzuordnen, mit einer warmen Stimme und dem nötigen Potenzial an Wiedererkennungswert.
Zur Veröffentlichung ihres neuen Albums „A blind arcade“ begaben sich die Iren für drei kostenlose Release-Konzerte nach Deutschland, und Benni von der Promo-Agentur Fleet Union empfahl uns wegen des Einlassstopps eine Akkreditierung. Dies sollte sich auszeichnen, denn parallel zur Gästeliste existierte eine zweite Online-Registrierungsliste für alle weiteren interessierten Konzertbesuche, und die war ziemlich schnell voll. So suchte ich an einem Freitagabend zusammen mit Bernd nach dem Veranstaltungsraum in der Hafencity, der schlicht und ergreifend „raum“ betitelt wurde. Er fiel uns schließlich auf, weil es das einzige Gebäude in der Shanghailallee war, vor dem sich ein kleines Grüppchen Menschen versammelt hatte. Als Hamburger kennt man die Hafencity-Problematik ja: tagsüber unzählige Touristen, abends tote Hose. Den „raum“ selbst hat man sich als viereckigen Ring vorzustellen. In einer Ecke kommt man rein, in der nächsten Ecke war eine durch kleine Topfpflanzen abgesteckte ebenerdige Bühne aufgebaut, in der nächsten Ecke stand das Mischpult und in der letzten Ecke wurden aus Kisten heraus Getränke und daneben Merch verkauft. In dem rechteckigen Raum dazwischen befanden sich die Toiletten und sonstige Räume, alles so karg gehalten, dass man sich fragte, ob es sich noch um einen Rohbau handelt oder bereits alles fertig ist. Als Zuschauer konnte man sich nun in den Flur zwischen Bühne und Mischpult oder zwischen Bühne und Eingangstür niederlassen, und tatsächlich setzten sich alle Gäste ungebeten auf den Boden, was sich bei der indiefolkigen Musik der drei Iren fast anbietet, die heute zwar von einem Violinisten unterstützt wurden, dafür aber auf Bass und Drums verzichteten. Für die Band schien die leisere Live-Version eine gewisse Umstellung zu bedeuten, für die Zuschauer war dies musikalisch jedoch kaum bemerkbar, weil Drums und laute Momente auf ihrem Debüt eh nur sehr sporadisch eingesetzt werden. So formulierte Bernd in einer ruhigen Pause zwischen den Songs ganz zutreffend: „Mist, ich habe meine Stecknadel zu Hause vergessen.“ Ansonsten bleibt festzustellen, dass sich die neuen Stücke nahtlos in das bisherige Repertoire von ALL THE LUCK IN THE WORLD integrierten, was auch damit zusammenhängen mag, dass das Album bereits seit zwei Jahren fertig ist, man auf das Release aber bis zu dem heutigen Tag warten musste, wie Sänger Neil Foot zwischen den Songs erklärte. So darf man am Ende hoffen, dass die Band bereits fleißig an neuen Songs arbeitete und das dritte Album nicht wieder vier Jahre auf sich warten lässt. Im April folgt übrigens schon die offizielle Tour zum neuen Album – dann auch mit Drums und Verstärkern.