AMIINA – The lighthouse project

Kein Land in Sicht, skipstjóri!

Viel Wasser um fast nichts. Das ist Island, ist das auch AMIINA? Fast 22 Minuten lang schiebt sich Weile als hängende Wolke durch das Gebirg hinunter, wobei die musikalischen Notizen sich einer Tiefe des Meeres verwehren. Als frügen sie: Kennt Ihr auch unsere mystischen und brillianten Erzählungen, die ebenso schnell wieder verfliegen: „The lighthouse project“.

Vielleicht erscheint die Platte nur etwas zu spät nach all dem Hype um Leuchttürme und Billig-Airlines nach Island. Darüber hinaus etwas aufdringlich, als gäbe es sonst nichts her: Lighthouse Version oder „The lighthouse project“. Vielleicht kann ich ihnen das aber auch gutschreiben, dass sie dennoch ihr Ding und aus Pop bildhauenden Folk machen. Nachdem sie bei SIGUR RÓS für Streichereinheiten eingestellt sind, entpuppen sich mehr und mehr zu etwas Eigenem. Es ist minimal, spirituell anmutend. Sie halten die Instrumentierung einfach und in sich passend: Glockenspiel, Vibraphon, Säge, Schifferklavier. Also alles, was harmonisierend und traumhaft wirkt. So lebt sich das kurze Ereignis ruhig dahin, zu ausbalanciert und somit ohne Ecken. Stimmen begleiten gezupfte Läufe und schaukeln sich an ihnen vorbei über Bord. Das Quartett verliert sich inhaltslos und versteckt sich hinter ihrem Versteck der Kammermusik in so einem runden Turm an der Wasserkante.
Musik klingt und klingelt gefühlvoll vor sich hin. Nichts ist entschieden, eigene Gedanken und Gefühle sind hinzuzufügen. Vielleicht habe ich die alten Alben auch nur zu oft gehört. Für Island oder Touristen und für eine sich wiederholende, nunmehr etablierte Tradition vielleicht verständlich: Ihr akustischer Reiseführer vorbei an Islands Landschaften, Herr Kapitän!