Eines vorweg: ich mag ADOLAR! Sympathische Jungs, die in Omas guter Stube die Fans auch ohne Moderation bei Laune gehalten haben. Im Interview konnte man erkennen, dass sie feinsinnige Denker sind, die nicht nur in ihren Texten was zu sagen haben. Abgesehen davon lieferten sie mit „Mitnehmerrippe“ einen verdammt guten Song zwischen Hamburger Schule, Deutschpunk und Math Rock ab.
Allerdings gab es auf allen ADOLAR-Platten auch immer diese eine oder andere merkwürdige Note, die mir nicht gefiel. Meistens waren es die Stadionrock-Atmosphäre oder die Metal-Komponente, die zwischendurch immer wieder durchschienen. Aber gleichzeitig waren ADOLAR auch stets „Diskurspop“, wie es das Rolling Stone zu ihrem letzten Album gut umschrieb. Bisweilen schien es sogar verwunderlich, dass sie den Großteil der Feuilletonisten auf ihrer Seite hatten.
Umso überraschender, dass sie die Noise-Ausbrüche auf Album Nummer drei fast komplett beiseitelegen. Bei einem Majorlabel-Vertrag, den sie inzwischen sicherlich hätten bekommen können, würden die Fans der ersten Stunde nun Verrat wittern und „Ausverkauf“ schreien. Aber dass man nach dem Ende von Unterm Durchschnitt zum ebenbürtigen Indie-Label Zeitstrafe gewechselt ist, widerspricht dieser Annahme. Und ich muss gestehen: die Tatsache, dass man die Metalriffs größtenteils eingestampft hat, gefällt mir. Das ursprüngliche Pathos wird nun allerdings durch eine oppulente Instrumentierung mit Pauken und Trompeten ersetzt. Auch wieder nicht so ganz mein Ding. Aber vielleicht legen es ADOLAR bewusst auf diesen inneren Konflikt an. Denn auf der anderen Seite stehen wieder sehr eingängige Melodien, neue Moll-Akkorde und dieses gewisse Etwas. Jungs, macht mal einfach weiter so. Denn Stillstand bedeutet ja bekanntlich Rückschritt. Aber wahrscheinlich wusstet ihr das schon von Anfang an.