Am 04. Mai spielten FINK im Rahmen ihrer diesjährigen Tour in der Fabrik in Hamburg. Unterstützt wurden sie dabei von CLICK CLICK DECKER und FINN, die das Publikum mit jeweils zwanzig Minuten ihrer Musik auf den Hauptact einstellten. Vorgestellt wurden sie dabei von dem gut gelaunten FINK-Frontmann, dessen Stimmung sich während des Konzerts noch steigerte. Überhaupt freuten sich alle an diesem Abend; das Publikum am meisten, denn die neue Platte wurde vorgestellt: „Bam bam bam“, die nicht nur die ersten reihen zum Tanzen bewegte, sondern bei der auch die Bandmitglieder nicht mehr an sich halten wollten und sichtlich Spaß an ihrem Auftritt hatten.
Das Interview mit dem Sänger und Texteschreiber Nils Koppruch entstand allerdings noch vor dem Konzert.
[F]Wie entstanden eure Ideen zu „Bam bam bam“?
[A]Dass dieses Album grooven sollte, war schon von Anfang an klar. Die 50er Jahre – Hipshake! Wenn es den nicht gäbe, wäre „Hüftschwung“ nicht entstanden. Das Ganze ist also auch ein Spiel mit so altbackener Musik. Ansonsten hat sich das Album aus mehreren Umständen heraus entwickelt. Zum einen sollte es auf die letzte Platte aufbauen: Bei der „Haiku ambulanz“ hatten wir das Gefühl, dass wir durch Besatzungswechsel während der Aufnahmen noch nicht so richtig durch waren mit dem, was wir da angefangen hatten. Während der Tour mit dieser Besetzung haben sich dann sehr viele Sachen entwickelt, und wir haben schon zwischen den beiden letzten Touren die ersten zwei Stücke aufgenommen.
[F]Hat euch die Arbeit am Album Spaß gemacht? Und wie sind die Stücke entstanden?
[A]Bevor wir die Stücke einspielten, habe ich schon eine kleine Vorproduktion gemacht, auch mit Computern gearbeitet, wie wir es auch bei der Haiku-Platte gemacht haben, so konnte ich schon vorher überlegen, wie die Stücke ungefähr werden sollten. Zum Beispiel, wenn was einen bestimmten Groove haben sollte, konnte ich den schon mal zusammenbasteln, und wir konnten das als Grundlage benutzen. Andere Stücke sind auch zu dritt oder zu viert entstanden. Im Studio wurde natürlich auch noch viel daran gearbeitet, aber das basierte alles auf den Sachen, die wir dann vorher erarbeitet hatten. Die Arbeit daran hat Spaß gemacht. Aber wie immer, wenn man als Gruppe und in eigener Verantwortung an etwas arbeitet, kann es nicht nur Spaß machen, sondern ist auch anstrengend.
[F]Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis?
[A]Ja klar! Sonst hätten wir die Platte auch gar nicht veröffentlicht.
[F]Wie reagiert ihr auf Kritik und Feedback? Sind euch diese Dinge wichtig?
[A]Alles, was in der Zeitung steht, ist Feedback, und wir können uns nicht alles ansehen. Aber die Albumkritiken sind die ersten Reaktionen, meist noch, bevor eine Platte veröffentlicht wird, und da guckt man dann doch, um zu sehen, wie die Journalisten was aufgenommen haben. Dabei ist es natürlich „für jeden“ angenehm, wenn man gelobt wird. Aber letztendlich sagen viele Sachen doch gar nichts aus. Bei diesem Album fiel uns auf, dass die eine Hälfte der Leute geschrieben hat: Es ist nicht schlecht, aber an die „Haiku ambulanz“ kommt es nicht ran, und die andere Hälfte: Die „Haiku ambulanz“ war nix, aber dieses Album ist gut. Solche Informationen sind untauglich und machen einen nur verrückt. Direkte Kritik bekommt man natürlich auf den Konzerten: Und wir sind eine gute Band! Das kann man auch unten an der Bühne sehen.
[F]Stimmt! Wie reagiert ihr auf negative Reaktionen?
[A]Na ja, man kann es nicht allen Leuten recht machen. Die Frage ist auch, ob man das will. Irgendjemand findet immer irgendwas doof. Es wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre, dann wären wir ja Hennes und Mauritz! Außerdem machen wir ja doch was relativ Spezielles, da muss man damit leben. Wenn man sich ans Fenster stellt und sich das Hemd aufreißt, ist es klar, dass das irgendeiner scheiße findet.
[F]Warum schreibst du deine Texte auf Deutsch?
[A]Diese Frage wurde mir früher oft gestellt, weil es da noch nicht so viele deutschsprachige Bands gab. Heute muss man ja schon fast deutsche Texte schreiben, wenn man Erfolg haben will. Mir ist das Texten immer wichtig gewesen, und auf Englisch könnte ich nicht viel mehr als Phrasen schreiben. Wenn ich aber was erzählen möchte, das vielleicht auch einen subtileren Sinn hat, dann geht das nur in meiner Muttersprache. Und sonst wären FINK auch nicht FINK. Wir haben uns immer schon getraut, musikalisch andere Sachen zu machen, ein bisschen am Rand zu gucken und uns nicht an dem zu orientieren, was gerade angesagt war oder ist. Das unterscheidet uns natürlich von anderen Bands, wobei das Interessante vor allem die Kombination von unserer Musik und den deutschsprachigen Texten ist und nicht zuletzt, wie die geschrieben sind.
[F]Wie würdest du eure Musik beschreiben? Als Country-Band lasst ihr Euch ja nur ungern bezeichnen.
[A]Wenn so etwas gesagt wird, dann schränkt es uns ja auch gleichzeitig ein. Nur weil wir einige Instrumente aus dem Gebiet verwenden, machen wir nicht gleich Country. Wir sind keine reine Genre-Band, wir bedienen uns an so vielen Sachen. Sicherlich ist das Interesse an alter Musik die Grundlage, ob es nun Gospel, ganz alter Country oder Folk-Musik ist, und das fließt ja auch mit ein. Aber darum sind wir nicht nur das, wonach es sich gerade anhört.
[F]Teilweise kommt ihr aus Hamburg und seid immer noch hier. Seid ihr sehr heimatverbunden?
[A]Andreas und ich kommen aus Hamburg, aber wir sind überhaupt keine Lokalpatrioten. In unsere Musik fließt auch nichts mit ein, was darauf hindeuten könnte – außer vielleicht das, was viele als lakonisch empfinden, oder als das „Hamburgerische Unaufgeregte“. Andererseits leben wir hier, ohne groß weggezogen zu sein. Ich hätte allerdings auch keine Lust, nach Berlin zu gehen oder auf dem Dorf zu leben. Außerdem lebe ich gerne in einer Hafenstadt.
[F]Wie geht es jetzt weiter mit euch?
[A]Im Oktober gibt es noch eine Tournee, und im Sommer spielen wir auf einigen wenigen Festivals. Noch wissen wir nicht, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Wir sind ja gerade in der Tour drin und machen uns noch keine Gedanken darüber, was wir nach diesem Album machen werden. Solange es uns Spaß macht, machen wir eben weiter.