Ist das die New American Wave of Metal Core? Nun, Victory Records schicken mit SINAI BEACH tatsächlich eine weitere Metal Core-Band in den nicht gerade kleinen Pool amtierender Metal Core-Größen. Um in diesem Genre noch wirklich etwas bewegen zu können, muss man schon einiges auffahren, um nicht links liegen gelassen zu werden. Die Zutaten bei den Süd-Kaliforniern lauten wie folgt: man nehme eine Prise Elektro im Form von unterkühlten Samples (manch böser Zeitgenosse würde FEAR FACTORY ins Spiel bringen, doch so viele Samples sind es beileibe nicht), wütenden groovigen Death Metal, Hardcore, diverse Thrash Metal-Anteile (schnelle, mörderische Riffs, wie z. B. im amtlichen „necessary bloodshed“) und einen Sänger, der zwischen dem heftigen Hardcore-Schreigesang/Shouts auch noch normal singen kann, was wiederum die Musik auflockert und ihr zu mehr Spannung verhilft. Dabei erinnert er des öfteren an Keith Caputo (LIFE OF AGONY) und Glenn Danzig (DANZIG).
Songs wie „to the church“ zeigen das Potenzial dieser Band auf, die mit „Immersed“ bereits ihr drittes Album am Start hat. Fast schon chartkompatible Elektro-Sounds, die kurz darauf von einer mörderischen, trashmetallischen Doppel-Axt-Attacke des Duos Logan Lambert und Mike Risinger zerschreddert werden, bevor Sänger CJ Alderson mit seiner wütenden Stimme zeigt, wozu das menschliche Organ fähig ist, nur um kurz darauf im Danzig’schem Stil seine variable Stimme erschallen zu lassen. Die absolut stimmige, oberfette Produktion wurde von niemand geringerem als Metal Core-Ikone Eric Rachel (u.a. ATREYU, ZAO, DILLINGER ESCAPE PLAN) erledigt. Da auch die Spielzeit mit 43 Minuten absolut ausreichend ist, gibt es nichts zu meckern. Weitere Song-Highlights sind das relaxtere, nahezu ohne Death Metal-Beiwerk auskommende „return to dust“ und der dezent an MESHUGGAH erinnernde Album-Rauswerfer „ignoring the conditional response“. Massive Tourneen, u. a. mit BLEEDING THROUGH, THROWDOWN usw. werden SINAI BEACH mit etwas Glück in die vorderen Ränge der derzeit angesagtesten Metal-Spielart katapultieren.
Für Metal Core-Fans ist diese Scheibe sowieso Pflicht, ansonsten sollten aufgeschlossene Thrash/Death Metal-Maniacs ruhig mal ein Ohr riskieren!