Es gibt Momente, da begegnet man eher zufällig einer Person und ab da entscheidet man, diesen Menschen häufiger zu treffen und ihn in einer gewissen Weise an seinem Leben teilhaben zu lassen. Und selbst Teil dessen zu werden. Das passiert in der Liebe, natürlich auch im Berufsleben und genauso bei Bands, die einem ans Herz wachsen.
Bei mir persönlich waren das in der letzten Zeit auffällig oft Ruth und Brookln Dekker aka RUE ROYALE, aber auch TIM NEUHAUS, seit wir uns das erste Mal vor anderthalb Jahren beim Kochen in Omas guter Stube trafen. Und anscheinend gibt es bei beiden nicht nur musikalische Ähnlichkeiten, sondern auch eine Art Wesensverwandtschaft in der herzlichen Art, mit der sie ihren Mitmenschen begegnen. Das stellt man vor allem nach den Konzerten am Merchstand fest, wenn die Schlange nicht kürzer zu werden scheint, weil man nicht nur nette Floskeln austauscht, um sich für die gekauften Sachen zu bedanken.
Supportet wurde Tim von IAN FISHER, einem Singer/Songwriter aus Missouri, USA, der zuletzt in Wien Politikwissenschaften studiert hat und mittlerweile nach Berlin gezogen ist und hauptberuflich musiziert. Dummerweise hatte ich den guten Mann mit FREDDY FISCHER und seiner COSMIC ROCKTIME BAND verwechselt. Das hätte musikalisch zwar überhaupt nicht gepasst, wäre aber irgendwie witziger gewesen. IAN FISHER bot hingegen klassische Singer/Songwriter-Sachen im Stil von BOB DYLAN und BRUCE SPRINGSTEEN. Eine gute Stimme zwar, aber zu wenig markant, um aus der Menge herauszuragen, gleiches gilt fürs Gitarrenspiel. Schade.
TIM NEUHAUS sahen wir das letzte Mal im Uebel und Gefährlich, begleitet von Florian Holoubek. Zuletzt also Duo, heute mit seinem gesamten Cabinet, und ich freute mich, dass die Songs in kompletter Instrumentierung noch näher an die detailverliebten Albumversionen herankamen. Tims Stimme wie immer sehr gefühlvoll und absolut fehlerfrei, die Backing Vocals ebenso und auch bei den Instrumenten konnte man sich über ein perfektes Zusammenspiel freuen. Wo andere Bands trotz jahrelangem Üben im Proberaum eher mittelmäßige Livequalitäten aufweisen, könnte man mit TIM NEUHAUS direkt live ein ganzes Album aufnehmen. Und das trotz der labelinternen Weihnachtsfeier, die direkt vor dem Konzert stattfand. Da war natürlich die ganze Bagage aus Cleefs großem Hotel versammelt – Marcus Wiebusch, Thees Uhlmann und Reimer Bustorff selbstverständlich, aber auch diverse Bandkollegen von KETTCAR, TOMTE und diversen anderen. Sicherlich trug auch das zur ausgelassene Stimmung bei, die auf und vor der Bühne herrschte und das Publikum zum artigen Mitsummen bei der Single „As life found you“ animierte. Die Setlist war größtenteils aus den Songs des Debütalbums zusammengestellt, als Zugabe gab es einen neuen a cappella-Song und mein persönliches Highlight, das bisher unveröffentlichte „Playing Bill´s drums“. Heute leider nur in der braven, abgespeckten Version – eben weil die Labelchefs vor Ort waren, wie Tim nach dem Konzert verriet. Aber für die Festivals bereite man bereits ein etwas härteres Set vor. Man darf gespannt sein, denn ein paar mehr Ecken und Kanten würden ihnen durchaus auch gut stehen.