Ob es vielleicht mal möglich ist, eine Rezension über eine Instrumentalband zu schreiben, in der nicht die vier Buchstaben GYBE auftauchen? Nun, es mag an mir liegen, denn ich könnte sie doch einfach weglassen. Doch kann ich es nicht. Nicht hier!
Auf der Anklagebank sitzt ein Quartett aus Japan, das MONO heißt, der zu erörternde Fall ist ihr neues Album „Hymns to the immortal wind“. Klingt bedeutungsschwer, dieser Titel, nicht wahr? Klingt auch ein bisschen kitschig, finde ich, aber den mögen sie ja, die Japaner. Sagt man.
Die Geschichte dazu, die im Booklet steht, liest sich ähnlich. Kaum ein Satz steht hier, der ohne irgendetwas Mystisches, Sagenumwobenes auskommt, man kann sie fast fühlen, die Geister, die Feen, Elfen und wie sie sonst alle heißen, die im Verborgenen unsere Geschicke und den Lauf der Welt lenken. Mir oft eine ziemliche Spur zu dick aufgetragen.
Selbiges gilt hier leider auch für die Musik. Sage und schreibe 32 Musiker werden im Booklet namentlich erwähnt, die auf dieser Platte mitgewirkt haben, dagegen sind ja sogar die oben genannten Kanadier eine eher winzige Band. Und die unter einen Hut zu bringen, wurde in diesem Fall dem guten Steve Albini übertragen, der das ja für die Band, die ich oben mit den vier Buchstaben abgekürzt habe, auch schon getan hat. Und der kann es, das weiß man, wem hat er nicht schon alles zu Großtaten verholfen?
Hier allerdings ist alles ein bisschen zu viel. Was sicherlich nicht seine Schuld ist, doch was man diesem Album, bei all seiner Schönheit, die hier sicherlich auch allgegenwärtig ist, ankreiden muss, ist, dass an vielen Stellen etwas weniger doch mehr gewesen wäre. Damit man die hohen Soundwände auch noch sehen kann, bevor sie in sich zusammenstürzen, dass man in den lauten Passagen nicht so häufig das Gefühl haben muss, durch einen viel zu dichten, undurchsichtigen Brei waten zu müssen.
Denn Stellen wie diese gibt es in fast jedem Song. Immer wieder geht es bis zu einem bestimmten Punkt ganz hervorragend, es klingt zwar alles sehr bekannt, aber gut. Und immer wieder kommt sie an diesen Punkt, an dem es des Guten einfach zu viel wird und die Band selbst dann noch drauflegt und drauflegt und alles vollkommen überfrachtet. Das ist schade, weil sie dadurch niemals ein Plus an Intensität erreicht, sondern sich im Gegenteil durch diese maßlose Überzeichnung fast schon karikiert. Das rettet auch der Bolero in den letzten beiden Takten des Album nicht mehr. Sechs Punkte dennoch. Für diese Band und den Aufwand aber eigentlich viel zu wenig und kein Grund, zufrieden zu sein.