Bei Sympathiebekundungen für Country-Musik kann es einem leicht passieren, dass man sich nur ein müdes, mitleidiges Lächeln einfängt. Dann werden sicherlich schreckliche Assoziationen mit TRUCK STOP und Mrs. „Doppel-D“ DOLLY PARTON wach. Das Grausen über deren Musik und Aussehen kann ich voll und ganz nachvollziehen.
Die amerikanische Band BLUE MOUNTAIN aus dem Bundesstaat Mississippi hat glücklicherweise aber wenig mit den vorher genannten gemein. Die drei Mitglieder haben sich vielmehr dem Country-lastigen Gitarrenrock verschrieben und stellen sich damit in eine Reihe mit den ehrenwerten JOHNNY CASH und NEIL YOUNG AND THE CRAZY HORSES.
BLUE MOUNTAIN mischen dabei Country Blues mit Rock&Roll Elementen, Einflüssen aus Folk und Singer/Songwriter mit Indierock. Kurz: Alternative Country.
Nach einer bewegten Bandgeschichte mit der zwischenzeitlichen Auflösung 2001 und folgenden Solo-Projekten haben sich BLUE MOUNTAIN vor kurzem wieder zusammen gefunden, um in diesem Jahr mit „Omnibus“ und „Midnight in Mississipi“ gleich zwei Alben einzuspielen.
Die Lieder von diesem Album zeugen dabei von breiter Variation. Während der Titeltrack an das rockige „Rocking in the free world“ von NEIL YOUNG erinnert, könnte „Emily smiles“ eine Country-lastige Hommage an PEARL JAM sein. Manche Balladen erinnern mich an den verträumten Argentinier KEVIN JOHANSEN, manches ansatzweise an THE EELS. Diese Vielseitigkeit kann natürlich so oder so ausgelegt werden. Für meinen Geschmack stehen die Songs ein wenig zu sehr für sich. Mir hätte ein geschlosseneres Album besser gefallen. Positiv erwähnt werden muss dagegen das tolle Waldromantik-Artwork des Covers. Trotz so mancher Abstriche ein gelungenes Album, welches mir ideal zum Auto fahren erscheint. Denn so wird jede Autofahrt zum Road-Movie!