„Bringst du das Wasser, rühr‘ ich den Kalk“. Daran musste ich gleich mehrfach denken, als ich das Debüt-Album von MIT hörte. Zum ersten Mal nämlich gleich im Opener „Beispiel“, dem nach einem eher technoiden, instrumentalen Einstieg ein ähnliches, konditionales Satzgefüge folgt, das zudem auch noch in einer sehr ähnlichen Weise vorgetragen wird. „Wir bauen eine neue Stadt“ hieß das Stück von PALAIS SCHAUMBURG damals, dem die obige Textzeile entstammt. Und auch bei MIT „werden wir“, nur wenige Stücke später „neu gebaut“. Und das war dann das zweite Mal.
Ein Jahr hat es gedauert, bis MIT nach ihrer Single „Was war es“, die in diesem Magazin aus mir nicht erklärlichen Gründen einen totalen Verriss einstecken mussten, endlich das vollständige Album vorstellen. Und verglichen mit dieser Single hat sich im Hause MIT so einiges getan. Den NDW-Einschlag hat es auch dort bereits gegeben, doch ließ sich die stilistische Bandbreite dieser Band seinerzeit bestenfalls anhand der Remixe ausloten. Denn bereits im zweiten Stück überraschen sie uns mit einem eher ruhig gehaltenen Popsong, mit natürlicher Stimme gesungen und wunderschöner Melodie. Die weitaus größere Überraschung ist aber der hohe Elektronik-Anteil des Albums, der ein wirklicher Gewinn ist. Denn trotz seiner Sperrigkeit an manchen Stellen ist das Album doch über weite Strecken sehr tanzbar geworden. Das Titelstück ist ein unglaublich intensives Synthie-Stück, das auch THE KNIFE nicht besser hätten machen können, und auch „Park“ geht, wenigstens eingangs, in diese Richtung.
Zwischen diesen Polen, den zum Teil ausformulierten, zum Teil phrasenhaft gesungenen oder herausgepressten Texten, findet diese Musik statt, die hervorragend in meine Sammlung passt und dort, da ich nicht alphabetisch sortiere, neben der OLIVER TWIST BAND und URLAUB IN POLEN oder deren Mitte VON SPAR ihren Platz bekommen wird.
Gerade diese Vielfalt, das Sich-nicht-festgelegt-haben ist es, was eine große Qualität dieses Albums ausmacht. Es ist das aufregende Gefühl von Debüt-Album, dem viele Bands im Laufe ihrer Karriere lange hinterher laufen oder es zu rekonstruieren versuchen. Dieses Album ist voller Ideen, und die Band setzt sie um, konsequent und stilsicher. Auch wenn „Coda“ sicherlich nichts für jedermann ist, ich bin sehr glücklich damit.