ZEN ZEBRA – Awaystation

Faszinierend, wie man seine Meinung im Laufe eines Albums doch ändern kann. Eines vorweg: ZEN ZEBRA sind richtig gut. Vor allem an ihren Instrumenten und auch, was ihre Ideen für kleine Spielereien auf den Gitarren und den Drums betrifft. Zudem haben sie ordentlich Schmackes, beglücken durch schöne Harmonien aber auch die Herzen kleiner Mädchen. Ich fühlte mich anfangs an eine Band erinnert, die vor ziemlich genau zehn Jahren mit ähnlicher Musik einen ziemlichen Durchbruch hinlegte: THE USED. Als kleiner Emo-Boy ertappte man sich dabei, wie man eigentlich ganz gerne zu „The taste of ink“ abgehen wollte, aus Credibility-Gründen aber nicht auf die Tanzfläche durfte, weil bereits alle Sellout schrien. Hinzu kam die Liebschaft von Sänger Bert McCracken mit Kelly Osbourne, die bei „The Osbournes“ medienwirksam ausgeschlachtet wurde. Mit etwas Abstand betrachtet gab es aber durchaus schlechtere Bands, und was an ZEN ZEBRA ziemlich gut ist: sie kommen zwar aus Leipzig, klingen aber so gar nicht deutsch und legen mit „Awaystation“ ein wirklich beeindruckendes Debüt vor. Auch von der Produktion stimmt hier einfach alles. Je länger ich das Album jedoch hörte, umso mehr wusste ich, warum man Bands wie THE USED und meinetwegen auch FALL OUT BOY doch zu recht nicht leiden konnte. Zu vorhersehbar sind die Harmonien und Songstrukturen, zu glatt gebügelt klingt die druckvolle Produktion und zu perfekt auch der Gesang, der, wenn Sänger Martin Endt zur Höchstform aufläuft, bisweilen sogar an Freddy Mercury oder Bruce Dickinson erinnert. Wer will so etwas hören? Ich nicht. Man darf jedoch gespannt sein, wie sich die Karriere von ZEN ZEBRA entwickeln wird. Eine Tour zusammen mit THE HIRSCH EFFEKT dürfte jedenfalls zu einem technischen Schlagabtausch auf hohem Niveau geführt haben.