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TROUBLE ORCHESTRA – Heiter

Der Begriff „Zeckenrap“ hat in den letzten Monaten verstärkt die Runde gemacht. Ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht, ist JOHNNY MAUSER, der mit seinem Projekt NEONSCHWARZ zuletzt wegen des inzwischen indizierten Songs „Flora bleibt“ Aufsehen erregte. Mit dem TROUBLE ORCHESTRA hat er mittlerweile eine neue Band am Start, die geschickt die Brücke zwischen sozialkritischen HipHop-Texten und moderner (Post-)Rock-Instrumentierung schlägt und somit quasi eine zeitgemäße Antwort auf den 90er Jahre Crossover-Boom darstellt. Nachdem im vergangenen Jahr mit der Single „Graupausen“ bereits ein erstes Lebenszeichen vorgelegt wurde, haben die Jungs nun erstmalig die Gelegenheit, auf Albumlänge ihr komplettes Facettenreichtum zu zeigen. Wenn man ein einzelnes Lied herauspicken müsste, das die stilistische Vielfalt des Albums am besten widerspiegelt, so wäre dies wohl das Stück „Flirren“: Hier verweben sich Post-Punk-Elemente, atmosphärische Indie-Gitarren, treibende Rap-Parts und reduzierte Pop-Momente zu einem Patchwork-Klangteppich, der wie ein experimenteller Stilmix aus ADOLAR, HEISSKALT, CASPER und VIERKANTTRETLAGER anmutet. Daneben geht es mal ruhiger („Stadt am Meer“, „Funkeln“), mal härter („Menschen“) zur Sache, wobei die musikalische Umsetzung der einzelnen Lieder zumeist sehr gut mit den Stimmungen der jeweiligen Textinhalte harmoniert, die neben persönlichen Inhalten auch politische Themen wie Rassismus, Repression oder den Mut zum Widerstand aufgreifen, ohne sich dabei in tausendmal gehörten Phrasen zu verlieren. Kurz gesagt: Wer auf der Suche nach unkonventionellem Polit-Sound mit Herz und Verstand ist, der ist beim TROUBLE ORCHESTRA definitiv an der richtigen Adresse!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.