You are currently viewing THURSDAY – Common existence

THURSDAY – Common existence

Zugegeben: Wir hatten uns aus den Augen verloren. Nach „War all the times“ war für mich erstmal Schluss. Ob gerechtfertigt oder nicht – ich sah meine damaligen Lieblinge (was hat mich „Full collapse“ gekickt) immer mehr in einem Einheitsbrei von inhaltslosem Stadion-Unterhaltungs-Posthardcore verschwinden. So nahm ich das damals wahr.
Wie dem auch sei. Wieder begegnet sind wir uns erst letzten Herbst: Beim Lesen der Meldung, über die mit ENVY herausgebrachte Split, da regte sich tief in mir was. Ich merkte: Die Sache mit mir und THURSDAY war noch nicht durch. Und tatsächlich: Die Split wusste zu überzeugen. (By the way: Hat eigentlich jemand schon mal bei UNITED NATIONS, dem Nebenprojekt von Geoff Rickly reingehört? Ich hörte, das soll sich lohnen…)
So viel vorweg: Auf „Common existence“ sind THURSDAY zunächst verdammt schwer zu durchschauen. Die Überraschung kommt langsam. Wie bei jemandem, den man erst gar nicht wahrnimmt und nach und nach feststellt, was dieser Jemand alles drauf hat. Nur halt ohne damit vor jedermann hausieren gehen zu müssen. Unaufdringlich, ganz bescheiden Stück für Stück entfalten sich die Songs vor einem – und wachsen zu wahren Ungetümen heran.
Gleich mit dem ersten Song „Resuscitation of a dead man“ wird ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Derbe auf die Zwölf, mit den geil kränkesten Gitarrenmelodien, die gehen. Rastlos und dringlich geht es weiter. Das schon auf der Split mit ENVY enthaltene „As he climbed a dark mountain“ verstrahlt durch den Wahnsinns-Gesang fast schon (hähmm…entschuldigt) Hymnenhaftes. Oder „Beyond the visible spectrum“ mit seinem hakenschlagenden Chorus oder das untypische, balladeske „Time arrow“ oder…
Es gibt einfach keinen schlechten Song auf der Platte. Man kann gar nicht so viel hören, wie es zu entdecken gibt. Und immer wieder diese nie stillhaltenden, alles verwirbelnden Gitarren. Bis einen dann zum Schluss „You were the cancer“, mit seiner furiosen THURSDAY-at-its-best-Intensität den Rest gibt und man atemlos mit der Platte in der Hand und zittrigen Händen erneut die Play-Taste sucht.
Nie verschmolzen die Elemente, die THURSDAY so besonders machen, komplexer, tiefer und mitreißender als auf »Common Existence«. Hat man sich hier erstmal eingehört, lässt einen das nicht mehr los. Ein Monster von Platte. In der Bandinfo steht: „(…) reminds the listeners why they’ve always loved Thursday.“ Stimmt. Ich und THURSDAY – das wird wieder was!