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THE PAPER CHASE – Hide the kitchen knives

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Schnitzeljagd� Die Übersetzung des Bandnamens gibt ganz bestimmt nicht die Eindrücke wieder, die man beim ersten Hördurchgang hat. Denn die Herren Bandmitglieder Congleton, WeAver und DAlton servieren wenig Verdauliches sondern, bei längerem Konsum, eher Nervtötendes. Kann man sich vorstellen wie diese Band klingt, wenn man weiß, dass Congleton und WeAver beide langjährige Jazz- und Musiktheoriestudenten sind? Mein persönlicher Eindruck ist, dass der Theorieteil des Studiums im Sound von THE PAPER CHASE deutlich mehr Einfluss über den Jazzanteil ausübt.
Eine Soundbeschreibung könnte folgendermaßen aussehen: rudimentäre, in ihre Einzelteile zerlegte Sounds, kranke Samples, im Hintergrund disharmonisch permanent vorhandene Krachgitarren, ein hysterischer (Sprech-) Gesang, der ab und an in panisches Geschrei ausartet und sich permanent hinter einem leichten Schleier aus Rauschen und Verzerrer versteckt, Dissonanzen in Hülle und Fülle, spastische Rhythmusausbrüche; fluffiges klassisches Pianospiel (bei „God forgive us all“), das für sich stehend durchaus anmutig klingt, in diesem Soundkontext jedoch nur zum allgemeinen Unbehagen beiträgt. Die Stimmung dieses Albums schwankt zwischen panisch-schizophren und schmerzhaft-hoffnungsvoll. Songtitelprobe? „i did a terrible thing“, „i’m gonna spend the rest of my life lying“, „i tried so hard to be good“. So hört sich Verzweiflung und Verbitterung an.
„Hide the kitchen knives“ ist sozusagen der „Zombie“ unter den Sound-Cocktails, die uns Bands mit hohem Geräuscherepertoire mischen. Haut rein, ob man sich danach aber gut fühlt, das traue ich nur den ganz Hartgesottenen zu. Also denen, um mal wieder zur Musik zurückzukehren, die entweder eine (in den meisten Fällen radikale) Abwechslung zu ihren sonstigen Hörgewohnheiten nicht scheuen, oder denen, die sich aus Alben musikalische Befriedigung ziehen können, deren tieferer Sinn sich erst nach 100 Hördurchgängen erschließt. Falls überhaupt.
Eingängig ist das Ganze also gar nicht, einzuordnen auch nicht. Individuell schon, deshalb auch definitiv daseinsberechtigt. Aber auch bei „Hide the kitchen knives“ gilt, wie eigentlich bei fast jeder Neuerscheinung: selber reinhören ist unersetzlich. Dies ist definitiv eines der Alben, die sich so gar nicht in Worte fassen lassen. Vielleicht liegt darin auch seine Stärke. Ansonsten kann ich keine finden. Außer der beiden Anspieltipps „so, how goes the good fight“ und „drive carefully, dear“.