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TAMAR APHEK – All bets are off

 
„All bets are off“ geht mit einem wildem Schlagzeugbeat los (da ich vorher meine Stereoanlage verrückt habe und offensichtlich an den Lautstärkeregler kam, dazu noch in voller Lautstärke. Ich wäre beinahe gestorben, meine Nachbarn sicherlich auch.) Nach und nach gesellen sich ein monotoner Industrial-Bass und eine zarte Frauenstimme hinzu, während das Schlagzeug zwischendurch mit Hall oder anderen Effekten versehen wird, bis das Ganze noch von einer quäkenden E-Gitarre überlagert wird. Anstrengend? Ich würde eher sagen mitreißend.
Das Info ordnet TAMAR APHEK der zeitgenössischen israelischen Rockszene zu, und wahrscheinlich trifft es diese Beschreibung ganz gut. Wer schon mal in Tel Aviv war, wird sicherlich bemerkt haben, dass sich die israelische Hauptstadt von westeuropäischen Metropolen gar nicht so sehr unterscheidet. Andere bezeichnen Tel Aviv als das kleine Berlin am Mittelmeer. Und genauso unangepasst und innovativ klingt auch die Musik von TAMAR APHEK. Als ob sie das Leben in vollen Zügen genießen will und dabei die verschiedensten Stationen wohlwollend aufnimmt. In „All I know“ wird beispielsweise der Psychedelic Rock der Siebziger zitiert, in „Drive“ schauen VELVET UNDERGROUND um die Ecke und immer mal wieder lärmen auch SONIC YOUTH dazwischen.
In ihrer Jugend hat TAMAR APHEK in einem Kinderchor gesungen, Klavierunterricht bekommen, später diverse Bands gegründet, Jura studiert, das „Besides that“-Festival organisiert und bei dem Soundtrack zu dem Film „One week and a day“ mitgewirkt, der in Cannes den „Gan Foundation Award“ gewann. Diese Vielseitigkeit hört man auch auf „All bets are off“ heraus. Klassische Songstrukturen langweilen die Israelin, hier geht es stattdessen darum, wie man Musik anders gestalten kann. Weit weg vom Mainstream, aber keineswegs künstlerisch unnahbar. Wer sich drauf einlassen mag, wird seine Freude daran haben.