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STEVE HARLEY – Stranger comes to town

Jeder kennst sie: Die beliebte Rubrik namens „Was macht eigentlich….“, in der Promi-, Sport- und Lifestyle-Magazine darüber berichten, wie Prominente ihren Lebensalltag nach dem Höhepunkt ihrer Karriere bestreiten. So halten sich beispielsweise zahlreiche ehemalige Bundesligaprofis mit Lotto-Toto-Annahmestellen über Wasser, Ex-Big Brother-„Star“ Zlatko übt nach diversen erfolglosen Ausflügen ins Musik- und Show-Business wieder seinen früheren Job als KFZ-Mechaniker aus, und der alkoholkranke finnische Skispringer Matti Nykänen versuchte sich nach seinem Karriere-Ende zunächst als Stripper, bevor er anfing, aufgrund diverser ihm angelasteter Gewaltverbrechen (unter anderem soll er im Vollrausch einen Bekannten nach einem Streit ums „Fingerhakeln“ niedergestochen haben) den Gefängniszellen seines Landes regelmäßige Besuche abzustatten…

STEVE HARLEY hingegen ist der Musik treu geblieben. Der ehemalige Frontmann der in den 70er Jahren populären britischen Glamrock-Band COCKNEY REBEL war auch nach Auflösung seiner alten Band weiterhin als Musiker und Komponist aktiv und veröffentlichte mit Unterstützung wechselnder Mitmusiker eine ganze Reihe von Alben. Auf seinem neuesten Werk hat er seine aktuelle Tourband um sich gescharrt und ein Pop-Album veröffentlicht, das durch und durch britisch klingt. Mit zusätzlichen Instrumenten wie Hammondorgel, Piano oder Violine transportiert „Stranger comes to town“ ein entzückendes 80er Jahre-Feeling, dazu gesellt sich Harleys Gesang in lupenreinem Cockney-Dialekt, der meinem früheren, extrem anglophil veranlagten Englischlehrer mit Sicherheit Tränen der Rührung in die Augen treiben würde. Somit ist dieses Album ein Gaumenschmaus für Freunde von ruhigem, altmodisch klingendem Inselpop.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.