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SPORT – Unter den Wolken

„Gehirnerschütterung“ heißt der erste von zehn Songs auf dem dritten Album der Hamburger Gruppe SPORT. Und der Titel trifft den Nagel auf den Kopf: Ein Startlied, das einem die grauen Zellen ordentlich durchpustet und einen unter den Tisch rockt, ein musikalischer Faustschlag. Die „Stimmen“ des darauf folgenden Stückes besänftigen den Kopf mit ruhigerem, melodisch-freundlichem Gitarrenspiel, textlich bleibt es allerdings weiterhin weniger erbaulich. Während es auf dem Cover aus einer dicken Wolke regnet, geht es inhaltlich in jeder Hinsicht um Störungen und Defekte, um Traurigkeit und Trostlosigkeit, den seelischen Unfrieden. So widmet sich auch „Bloß psychosomatisch“ ausgiebig der Hypochondrie. „Vergiss die Weltformel“ reißt gerade mühsam aufgebaute Wände wieder ein, harte Rockkanten, dazu der unverwechselbare Gesang von Felix Müller mit seinen lang gezogenen Vokalen. „Wir sind für euch da“ und „Wenn alle Stricke reißen“ flößen dem Zuhörer Mut ein, „Namen und Gesichter“ kommt düster, schräg und fast bedrohlich daher, während „Der Schmerz“ dagegen eine balladenartige Gefühlsexplosion auf eine leise, zarte Art ist. Seit zwölf Jahren existiert das Trio, Erfahrung, die hörbar ist: die Veränderungen auf der Platte scheinen fast nebenbei zu passieren, das Musizieren wirkt ungezwungen und selbstverständlich, die Texte scheinen nicht nur durchdacht, sondern ausgereift. Fragt sich fast, was hiernach noch kommen kann.
Der Wandel zwischen sanft und hart, Tendenz härter, die trotz häufiger Tempo- und Gangartwechsel einkehrende Eingängigkeit ohne Langeweile, dazu die Komplexität der Texte und deren roter Faden machen die Platte zu einem dichten, harmonischen und hörernahen Erlebnis. Eine Reise durch die Psyche und deren Abgründe, eben nicht in weit entfernten Sphären, sondern bodennah: „Unter den Wolken liegt die Welt.“

1000-Ohren-Test sagt:

Andy, 23: Instrumentalisten: gut. Sänger: blöd.
Ich muss dazu sagen, ich mag nicht so gerne Bands auf deutsch, wo der Sänger nicht wirklich gut singen kann. Siehe: TOMTE, KETTCAR, TURBOSTAAT, MADSEN usw. (5)

Keith, 34: Wanna-be bad. American bullshit. (0)

Fender / Hardy: Musik geht gut voran… aber dann: der Gesang. Es heißt Gesang und nicht Gesprech! Schade! (3)

Andy, 23: Schöne Hamburger Schule. Hier und da ’ne Runde Kopfnicken. (8)

Sarah, 18: Gut, weil wegen joa (8)

Rena, 18: Cool, hat was von TOMTE / MADSEN. (10)

Unbekannt: Fetter Groove, feiner Gesang, eigenständiger Sound. Mit Anklängen an NATIONALGALERIE. Klasse! (8)

Stefan, 20: Treibende Rockmusik mit geilen Indie-Einflüssen. (8)