Manchmal staune ich, wenn alte Freunde heute noch genau die Musik hören, die wir vor zwanzig Jahren in verrauchten Proberäumen und klammen Jugendzentren abgefeiert haben. Damals war das aufregend – Scandinavian Punk’n’Roll, hochgepitchte Gitarren, große Gesten, noch größere Nebenwirkungen. Aber irgendwann war der Ofen aus, das Ohr satt und das Genre: durchgehört.
Und dann kommen SHA-LA-LEES um die Ecke. Eine Band, die wie aus der Zeit gefallen scheint – und in kürzester Zeit sämtliche oben erwähnten Bedenken pulverisiert. Dabei stammen die gar nicht aus Oslo, Stockholm oder Uppsala, sondern aus den Niederlanden. Nebensache. Entscheidend ist: „Hex“, ihr bereits drittes Album, klingt so, als hätten die HELLACOPTERS, MOTHER SUPERIOR und all die anderen Heroen der Mid-90s nie aufgehört, die alten Clubs zum Kochen zu bringen.
Hier wird nicht hochglanzpoliert und glattproduziert – hier wird gelebt, geatmet, geschwitzt. SHA-LA-LEES spielen, als würde ihnen der Strom gleich abgedreht. Man hört Einflüsse von den STOOGES, MC5, RADIO BIRDMAN oder den OBLIVIANS, denen sie sogar einen Song widmen. Aber viel wichtiger ist das Gefühl: Soul im Blut, Mundharmonika in der Gesäßtasche, Bier auf dem Verstärker. Und immer wieder diese Songs über Liebe, Verlust, Lebenshunger – das ganze Drama zwischen Herz und Tresen. Klar, man könnte sagen: alles schon mal gehört. Aber selten so ehrlich, so dreckig, so auf den Punkt. Vielleicht braucht es gar nicht mehr. Vielleicht war das immer genug.
