SCHEISSE MINNELLI – The fight against reality

Zunächst drängt sich die Frage auf, ob wir es hier mit einer CD mit Riesenbooklet, oder vielmehr mit einem Buch samt CD-Beilage zu tun haben. Denn das neue SCHEISSE MINNELLI-Album ist in einen 200 (!) Seiten starken Wälzer eingepackt, der quasi eine Biographie ihres Sängers Samuel el Action darstellt. Ich selber habe das Buch aus Zeitgründen erst stichprobenartig angelesen, aber sofern man des Englischen einigermaßen mächtig ist, entpuppt sich das Werk als überaus unterhaltsam! Denn der Exil-Kalifornier war noch nie ein Kind von Traurigkeit und schildert in dem Buch seine turbulente Vergangenheit, die von Alkohol- und Drogenexzessen, Schulverweisen, Punkkonzerten und zuletzt leider auch dem Knast mitgeprägt wurde und die Samuel letztendlich dazu bewogen hat, nach Deutschland zu kommen und hier einen Neuanfang zu wagen.
Umso authentischer erscheinen in diesem Zusammenhang die Musik und die Texte auf „The fight against reality“. Wie bereits auf den beiden Vorgängeralben „Exist to get piss´t“ und „The crime has come“ schmettert die Band astreinen Oldschool-Hardcore-Skatepunk heraus, der in puncto Sound und Attitüde stark an Bands wie BLACK FLAG, GANG GREEN oder die ADOLESCENTS erinnert. Tempomäßig befindet man sich des Öfteren hart an der Grenze zur Schallmauer, und so ist es auch kein Wunder, dass man hier kaum einen Song über zwei Minuten vorfindet. Songtitel wie „Religious convinction“, „Shit, fuck”, oder „Street boozin´” strotzen demnach nur so vor Punk-Attitüde und lassen keine Fragen offen. Geiler Scheiß.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.