RAMAZURI – Der Tragödie ärgster Teil

Wie meinte einmal ein guter Freund zu mir: „Ska-Punk geht immer!“. Die Aussage war allerdings in erster Linie auf das Line-Up bei Festivals bezogen, wenn die Sonne im Nacken brennt und die Blutalkoholwerte bereits die 1,0-Promille-Grenze passiert haben. Da zählt nur die ausgelassene Stimmung des Augenblicks, und über kleine Schönheitsmakel wie fehlende Grooves oder textliche Stolpersteine wird gerne mal hinweggesehen. Auf Tonkonserve haben Ska-Punk-Bands dagegen ein etwas schwereres Standing, vor allem, wenn sie auf Deutsch singen. So wie RAMAZURI, eine junge Band aus Österreich. Diese hat unter dem Namen RECKLESS (nicht mit dem gleichnamigen Projekt von Patti Pattex zu verwechseln!) als englisch singende Punkrock-Combo begonnen, ist dann im Zuge eines Sängerwechsels allerdings auf deutsche Texte umgestiegen und hat sich ein paar Bläser gesucht, um fortan auch Ska-Elemente in ihre Musik einfließen zu lassen. Ansonsten ist ihr Sound recht poppig, sehr eingängig, und insgesamt leider ein wenig zu glatt. Als Referenzen nenne ich mal SONDASCHULE, FARIN URLAUB, RAFIKI oder auch die WOHLSTANDSKINDER. Also Musik zum unbeschwerten Vor-sich-hin-Trällern, wobei RAMAZURI erfreulicherweise bemüht sind, auch ein paar politische Texte, wie beispielsweise gegen Nazis oder Fleischkonsum, einzustreuen und somit einem möglichen Vorwurf, eine reine Spaßkapelle zu sein, direkt den Wind aus den Segeln nehmen. Wenn man bedenkt, dass RAMAZURI noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen, ist „Der Tragödie ärgster Teil“ also ein guter Einstieg. Ein wenig mehr Kratzbürstigkeit und Tiefgang könnte in meinen Augen dennoch nicht schaden.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.