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PEDRO THE LION – Phoenix

Die Freude war riesengroß, als David Bazan aka PEDRO THE LION gegen Ende letzten Jahres ein neues Album ankündigte, das nun hiermit erscheint. Denn zwischen „Phoenix“ und dem letzten PEDRO THE LION-Album „Achilles heel“ lagen sage und schreibe 15 Jahre, und vor allem seine Alben von 2000 („Winners never quit“) und 2002 („Control“) schafften es immer wieder auf meinen Plattenteller. Und das, obwohl seine Lyrics seinen christlichen Glauben keineswegs verhehlen und er wegen der Veröffentlichung seiner Debüt-EP auf dem christlichen Label Tooth & Nail Records in der Indie-Szene durchaus so mancher Kritik ausgesetzt war. Doch Bazan ging es weniger um Missionierung der Ungläubigen als vielmehr darum, sein inneres Seelenleben nach außen zu kehren. Und dazu gehörte bei Bazan nunmal auch sein Glaube. Doch PEDRO THE LION war mehr als nur eine religiöse Attitüde. Bazan drückte in seinen Songs auch Selbstzweifel aus, mitunter lasen sich seine Texte wie eine Selbsttherapie eines Depressiven (z.B. „Second best“). Und diese Melancholie fand sich genauso sehr in seinen Akkordabfolgen und in der Schwere der Musik wieder, die auf Außenstehende teilweise bedrückend wirkte.
Ganz weg war David Bazan in den letzten 15 Jahren musikalisch jedoch nicht. Neben seinem Soloprojekt (selbst wenn PEDRO THE LION im Grunde auch eine Art Soloprojekt war) ließ ihn auch die Vergangenheit nicht los, und so veröffentlichte er 2012 die alten PTL-Alben neu gemastert und ließ alsbald eine Tour folgen. Doch es bedurfte immerhin noch einer geografischen Reise in die Vergangenheit, zurück zu dem Haus in dem er aufgewachsen ist, bis er schließlich den Entschluss fasste, die alte Band zu reanimieren und neue Songs zu schreiben.
Insofern wundert es nicht, dass er in der ersten Single „Yellow bike“ nicht nur sein erstes Fahrrad besungen wird, sondern auch die damit neugewonnene Freiheit, fremde, weit entfernte Orte zu bereisen – und sei es nur aus den Augen eines Kindes. Doch betrachtet man „Phoenix“ musikalisch, so hat man den Eindruck, dass die 15 Jahre nicht spurlos an Bazan vorübergezogen sind. So bewegt sich sein neues Album weniger im fragilen Emorock als vielmehr im eingängigen College-Rock, der mitunter auch nicht weit von BRUCE SPRINGSTEEN entfernt ist. Die damalige Verzweiflung scheint heute dem distanzierten Blick eines Erwachsenen gewichen zu sein, der die Vergangenheit zwar noch genau beleuchtet, aber aus einem anderen Augenwinkel betrachtet. So klingt „Phoenix“ aus lyrischer Sicht wesentlich optimistischer, ja auch sachlicher, aus musikalischer Sicht aber leider auch wesentlich abgeklärter, teilweise auch langweiliger.
Aus psychologischer Sicht freut mich das natürlich für David Bazan, aber auf meinem Plattenteller werden wahrscheinlich nach wie vor häufiger die alten Alben von PEDRO THE LION zu finden sein.