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PASCOW – Pascow sehen und sterben

Halleluja, welch ein Lineup! Wenn an einem Abend PASCOW, DISCO//OSLO und FLUTEN aufspielen, dann ist das für Liebhaber deutschsprachiger Punkrock-Klänge wohl in etwa so, als wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Kein Wunder also, dass die Hamburg-Show bereits seit Wochen ausverkauft war und an einem bemerkenswert milden Novemberabend 500 Leute ins Knust drängten, um zunächst von FLUTEN auf den weiteren Verlauf des Abends eingestimmt zu werden. Zugegebenermaßen fällt es mir etwas schwer, objektiv über die Hamburger zu schreiben, denn 4/5 der Bandmitglieder haben sich schon mal als Schreiber für dieses Online-Fanzine betätigt, wodurch eine Lobhudelei meinerseits vorschnell als primitiver Akt der Vetternwirtschaft gedeutet werden könnte. Daher halte ich mich einfach an die Fakten: FLUTEN gelten hierzulande als einer der angesagtesten Geheimtipps in Sachen Post-Hardcore und sammeln derzeit tonnenweise positive Feedbacks aus allen Richtungen. An diesem Abend zeigten sie einmal mehr warum: Ihr einzigartiger Mix aus vertrackten Songstrukturen, Synthie-Sounds und multilingualen Texten schafft es einfach immer wieder, die Zuhörer auf ihre Seite zu ziehen. Entsprechend wurden Songs wie „Die längste Zeit“, „Schlagwort“ oder „Sur l´eau“ mit reichlich Applaus bedacht, ehe DISCO//OSLO denjenigen einheizten, die ihren Punkrock lieber straight-in-your-face serviert bekommen möchten. Seit ich sie zuletzt im vergangenen Jahr live gesehen habe, haben sich die Oldenburger sowohl was die Bühnenpräsenz, als auch ihren Bekanntheitsgrad betrifft deutlich gesteigert und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich vor der Bühne der eine oder andere textsichere Zuschauer eingefunden hat. Zu hören gab es zahlreiche Stücke ihres Debütalbums wie etwa „Sandburgen“, „Madrid is burning“, „Kaputt und abgefuckt“ oder „Das letzte Mal“, doch auch neuere Stücke wie „88 Meter“ haben den Weg ins Programm gefunden. Dann war es höchste Zeit, sich dem Hauptact des Abends zu widmen! PASCOW haben sich in den letzten Jahren völlig verdient hinter TURBOSTAAT den zweiten Platz in der „Deutschpunk 2.0“-Nahrungskette erspielt und füllen inzwischen von Jahr zu Jahr in immer größere Locations. Bereits als sie mit „Die Realität ist schuld, dass ich so bin“ das Konzert eröffneten, gab es im Publikum kein Halten mehr und es war klar, dass der Abend eine verdammt schweißtreibende Angelegenheit wird. Kein Wunder, bei der Fülle an Hits, die die Saarländer über die letzten fünf Alben angehäuft haben. So dürfen Evergreens wie „Ich habe Hollywood besiegt“, „Nach Hause“, „Lauf, Forest, lauf!“ oder „Wenn Mila schläft“ ebenso wenig fehlen wie Stücke vom aktuellen Album „Diene deiner Party“, die unter anderem in Form von „Lettre Noir“, „Fliegen“ oder „Zeit des Erwachens“ selbstredend ebenfalls zahlreich zum Besten gegeben wurden. Vor allem bin ich aber immer wieder beeindruckt, welch eine enorme Bühnenpräsenz und Spielfreude PASCOW bei ihren Auftritten an den Tag legen. Die Jungs sind ja inzwischen auch nicht mehr die allerjüngsten, aber was die vier mal wieder auf der Bühne veranstaltet haben verdient absoluten Respekt!!! Und während im Zugabenteil das obligatorische „Trampen nach Norden“ aus hunderten von Kehlen mitgeschmettert wurde, träumte der eine oder andere im Publikum wahrscheinlich schon vom nächsten PASCOW-Besuch in Hamburg. Gegen eine ähnlich exquisite Auswahl an Vorbands dürfte selbstredend auch niemand etwas einzuwenden haben.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.