NO JOY – Wait to pleasure

Noisepop. Ja, das kann man sagen, wenn man schon die ersten Töne von „Wait to pleasure“ hört. Bis dann dieser seltsam unpassend-passende, zarte Gesang einsetzt, der klingt, als könne er kein Wässerchen trüben, dabei geht es musikalisch zur Sache, dass man meint, man höre frühe CURRENT 93 mit dem Gesang von Lisa Gerrard. Shoegaze mit einer innewohnenden Bedrohung, die in jedem Song lauert, bereit, dir die Klinge an die Kehle zu halten, wenn du nicht konzentriert zuhörst. Was NO JOY aus Montreal hier machen, reißt so viele Genremauern ein, dass die Posaunen von Jericho vor Neid erblassen und rosten. Hier treffen sich Indie, Shoegaze, Noise, Rock und Pop, fassen sich an den Händen und tanzen einen ausgelassenen Ringelreihen. „Blue neck Riviera“ klingt wie die COCTEAU TWINS nach einer zu hohen Dosis FAITHLESS und einem Glas zu viel FIELDS OF THE NEPHILIM. Einen Eindruck kann man sich trotz dieser Vergleiche nur direkt verschaffen, indem man sich „Wait to pleasure“ anhört. Das Album der Kanadier verstört, begeistert, lärmt, schweigt und lässt einen atem- und sprachlos zurück. Die wilde Mischung der Mädchen aus Montreal kann man sicherlich nicht alle Tage genießen, aber man betrinkt sich ja auch nicht jeden Tag. Fans von JOY DIVISION kommen hier genauso auf ihre Kosten wie diejenigen, die sich gerne THE BIRTHDAY PARTY anhören. Und Fans von verrückten Frauen sowieso.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.