MY SISTER GRENADINE – Spare parts

Ist es ein Schauspiel? Ein Soundtrack? Folk? Pop? Jazz? Frühling? Winter? Vermutlich nichts von alledem. Oder alles zusammen.
Was „Spare parts“ aber definitiv ist: ein weißer, leerer Raum, der nach und nach mit allen möglichen Gegenständen gefüllt wird, kleinen Dingen, hier und da ein Farbspritzer an der Wand. Doch das Gesamtbild wird fragil und spärlich gehalten. Nur nicht zu viel, nur nicht zu überladen. Irgendwann ist es dann fertig, das Raumbild und die Menschen, die es fabriziert haben, klopfen einmal den weißen Staub von den Händen, nicken sich anerkennend zu und gehen zufrieden nach Hause. Die Arbeit war hart, aber das Resultat lässt sich sehen – zwar nicht für jeden, doch das ist auch nicht der Plan.
Das dritte Album des Berliner Musikers Vincenz Kokot wurde nun zu dritt aufgenommen und besingt die mysteriöse Schwester mit einer Ukulele und wortgewandten, teils abstrakten, teils bildhaften Texten. Zudem finden auf der Platte allerhand Alltagsgegenstände ihr Zuhause, denn herkömmliche Instrumente zur Musikerzeugung sind längt überholt.
Was „Spare parts“ im Gesamten auszeichnet ist die Klarheit, die Struktur und die Vorsicht, mit der es die Themen anspricht, die Melodien freilegt und die Instrumente einsetzt. 15 Fragmente, 15 Situationen und 15 Eindrücke später ist man nicht nur durch mit dem Album, sondern auch ein gutes Stück weiter in der Frage, wo sich heutzutage eigentlich die kleinen, feinen Perlen der jungen deutschen Bandlandschaft verstecken.