Eine Kleinstadt in der Nähe von Seattle mit dem fast schon heimisch (für einen Werder-Fan) klingenden Namen Bremerthon ist der Lebensmittelpunkt für die drei Christen in der Rockband. MXPX sind eine der dienstältesten Poppunk-Bands und dazu noch in kleiner Besetzung. Vielleicht sind bei drei Leuten die Reibungspunkte einfach geringer als bei anderen Bands, vielleicht zählt aber auch einfach Freundschaft mehr als ein Dominantseptakkord an der falschen Stelle. Vor dem Konzert im Hamburger Knust, klärte Yuri uns auf, was wirklich positive Energien sind und warum eine Kleinstadt nicht nur schlecht sein muss.
[F]Dafür, dass ihr schon relativ lange unterwegs seid, machst du einen recht ausgeglichenen Eindruck.
[A]Ja, das liegt vor allem daran, dass ich sehr viel Cola trinke, eigentlich sogar nur Diät-Cola, damit ich nicht total überdrehe bei dem ganzen süßen Zeug. Aber auch sonst haben wir als Band nach wie vor sehr viel Spaß am Touren, auch wenn wir als Band lange nicht in Hamburg waren, wir waren eigentlich lange nicht in Europa unterwegs. Auf der Deconstruction Tour vor zwei Jahren mal kurz im Süden, aber so eine richtige Tour… Naja, wir werden uns jetzt bessern…
[F]Seid ihr allgemein eine sehr positive Band?
[A]Ja, ich denke, das sind wird. In dem Song "If grey skies turn blue" wird das auch sehr schön visualisiert, mit dem grauen Himmel, der aufbricht. Es ist wichtig, immer positiv zu denken und sich nicht von kleinen Unwegsamkeiten aus der Bahn werfen zu lassen. Es gibt immer jemanden, der einem hilft.
[F]Liegt das auch an eurer Herkunft aus einer kleinen Stadt? Diese Einstellung zu Freundschaft und Hilfsbereitschaft?
[A]Also man darf das jetzt nicht falsch verstehen, Bremerthon ist zwar klein, aber Seattle nicht wirklich weit weg. Wir sind also keine totalen Hinterwäldler! Aber im Grunde hast du Recht, die familiäre Atmosphäre einer Kleinstadt macht es einem manchmal schon leichter in schwierigen Situationen.
[F]Wie ist es, wenn ihr länger weg seid und dann zurück aus der großen weiten Welt in das beschauliche Städtchen kehrt?
[A]Naja, wie soll man es nennen? Es ist eine Kleinstadt und schon eher – langweilig. Muss man so sagen… Deswegen freut man sich eigentlich immer, wenn man da weg kommt. Ich wollte als Kind schon immer viel reisen und auch, wenn es jetzt ein etwas anderes Reisen ist, denn schließlich ist es schon irgendwie Arbeit, liebe ich es. Es macht so viel Spaß, auf Tour zu sein und neue Dinge zu entdecken. Aber wenn man zurück ist, hat es natürlich auch seine Vorteile. "I guess home is home". Ein einfaches Städtchen, normales Leben und meine Heimat. Obwohl, ich denke, egal, woher man kommt, auch wenn es Hollywood ist – man wird sein Zuhause immer lieben.
[F]Versucht ihr eure Freunde und Bekannten so viel wie möglich in eure Arbeit mit MXPX einzubinden?
[A]Auf jeden Fall. Es macht doch viel mehr Spaß. Manchmal geht es nur leider nicht, denn man hat nicht immer Freunde, die auch gleichzeitig gute Tontechniker sind… Und man sollte dann doch irgendwo auf Professionalität setzen. Aber viele Leute werden auch über die Jahre zu Freunden, auch wenn man sie vorher nicht kannte.
[F]Nach welchen Kriterien wählt ihr dann eure Leute aus?
[A]Wenn es keine direkten Freunde oder Bekannte gibt, dann gehen wir halt auf die nächste Ebene, also Freunde von Freunden oder Empfehlungen von anderen Bands oder unserem Label, man kennt halt auch nicht in jedem Bereich gute Leute und muss sich einfach manchmal auf die Hinweise von Freunden verlassen.
[F]Wie war es, als ihr mit MXPX anfingt, gab es große Aufruhr in der Kleinstadt? Punkmusik, Tattoos und all diese Dinger, die damit zusammenhängen?
[A]Also die Tattoo-Sache war zwar ein wenig ungewöhnlich, aber nicht weiter tragisch. Da wir aus einer Stadt kommen, die eine große Navy-Tradition hat, gehören die Dinger einfach zum Alltag, auch wenn sie bei uns wohl ein wenig anders aussehen… Aber Navy und Tattoos gehen immer Hand in Hand. Und da die Navy einer der größten Arbeitgeber der Stadt war, gab es auch dementsprechend viele Tattoo-Studios. Als wir damals dann unsere erste Platte so richtig auf einem Label veröffentlichten, waren wir alle noch auf der Highschool, und die meisten Leuten haben überhaupt keine Notiz von uns genommen. Es war immer so, dass viele Leute überrascht auf uns zukamen und meinten: "Wie, ihr habt eine Platte draußen? Coole Sache, wusste ich gar nicht!" Mit den Konzerten war das immer o.k., die Leute haben nie gegen uns protestiert und so was, es lief immer einfach so vor sich hin. Auch in anderen Kleinstädten im tiefsten Süden war das nie ein Problem für uns.
[F]Im letzten Jahr habt ihr mit "The b-movie" eine DVD und eine akustische EP veröffentlicht. Wie ist der Plan für die DVD und die EP entstanden?
[A]Nach "Before everything and after" dachten wir uns, wir müssten mal etwas anderes machen, was unsere Fans wirklich interessiert. Deshalb haben wir dann die DVD gemacht. Deswegen haben wir drei Shows in einem sehr kleinen Club gespielt, der immer sehr voll war, eigentlich nur mit Freunden und Hardcore-Fans und diese Shows dann mit sehr guten Kameras gefilmt, um den Leuten zu zeigen, was so in den letzten fünf bis sieben Jahren passiert ist. Weißt du, wir haben mal so etwas veröffentlicht, das nannte sich VHS, falls du das noch kennst, das war einfach nur die Geschichte der Band. Und die brauchte halt jetzt mal ein Update, um den alten Fans zu zeigen, was so passiert ist und den neuen einen Einblick in unsere Band zu gewähren.
Und die EP war eine Sache, die unsere Fans gerne wollten. Wir hatten viele Leute, die einfach mal eine Akustik-Platte von uns gefordert haben, aber wir haben uns dagegen entschieden, eine ganze CD zu machen, deswegen gibt es diese EP nur als kleine Beigabe für die Fans. Es hat aber dennoch Spaß gemacht, mal etwas anderes mit den alten Songs zu machen.
[F]Macht ihr eigentlich noch was neben der Band?
[A]Nein, eigentlich nicht. Wir sind entweder auf Tour oder machen neue Songs, nehmen auf oder so was. Und nur nach einer Aufnahme hat man mal wirklich eine kurze Ruhephase. Wir machen auch nicht so viel Urlaub oder so etwas. Das kann man einfach nicht machen, weil man in dem Moment, wo man aufhört, schnell in Vergessenheit gerät.
[F]Denkst du, dass ihr in Europa gerade an einem solchen Punkt angelangt seid?
[A]Auf jeden Fall, das muss man leider so sagen. Als wir vor zwei Jahren auf der Deconstruction Tour hier waren, ist uns aufgefallen, dass es immer noch eine Menge Leute hier gibt, die sich für uns interessieren. Und da haben wir auch die Entscheidung gefasst, jetzt öfter hierher zu kommen und Europa wieder einen anderen Stellenwert in unseren Planungen zu geben. Das war für uns eine lehrreiche Erfahrung, wie man es nicht machen sollte…
[F]Würdet ihr noch einmal den Schritt zu einem größeren Label wagen?
[A]Wir sind eine Band, die hart arbeitet. Und das erwarten wir auch von unserem Label. Und wenn wir den Eindruck haben, dass ein Label diese Einstellung teilt und auch bereit ist, mit uns zu arbeiten und gleichzeitig auch für uns, dann ist es egal, ob es ein kleines Indie-Label ist oder ein Major. Marketing und der Rest muss genauso mit dem Herzen bei uns sein wie wir. Aber wir würden es nicht selbst machen, denn ein anderes Label hat einfach schon seine Kontakte und Möglichkeiten, die wir uns erst erarbeiten müssten. Es spart außerdem Zeit, wenn man zu einem Label geht, auch wenn wir selbst eine kleine Plattenfirma haben.