MOZES AND THE FIRSTBORN – I got skills

Es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Und nicht mal diese Erkenntnis ist neu, man findet sie dort, wo MOZES AND THE FIRSTBORN auch ihren Bandnamen herhaben: im Alten Testament. Glücklicherweise ist der Name das einzig Alttestamentarische an dieser Band. Und was das im ersten Satz angerissene Problem betrifft, also dass dem Kanon der Rock- und Popmusik heutzutage eigentlich nichts Entscheidendes mehr hinzuzufügen ist: damit scheinen MOZES AND THE FIRSTBORN völlig unbekümmert umzugehen, als würden sie sagen: „Unsere Songs sind so gut, dass es völlig latte ist, an wen sie unsere Hörer erinnern.“ Ob die Jungs tatsächlich so lässig, selbstbewusst und fröhlich sind? Keine Ahnung, zumindest klingen sie so.
Die Musik an sich? Erinnert erstmal insgesamt an die Siebziger-STONES. Wobei sich die vier Stücke hier dann noch einmal deutlich voneinander unterscheiden. Im ersten Lied (das gleichzeitig auch der Namensgeber dieser EP ist) gibt’s Sprechgesang, der zugleich nölig, blasiert und sympathisch rüberkommt, meiner Freundin zufolge auch auf „Some girls“ hätte sein können und so für den oben genannten Eindruck verantwortlich ist. Allerdings sind MOZES AND THE FIRSTBORN viel minimalistischer als die STONES. Vermutlich ist das auch der Grund dafür, dass im Bandinfo und in diversen Besprechungen im Netz immer der Begriff „Garage Punk“ auftaucht, denn mit Punk hat das hier ansonsten nicht so viel zu tun.
Beim zweiten Lied denkt meine Freundin wegen der Melodie (aufgrund des erwähnten instrumentalen Minimalismus’ steht in allen Songs der Gesang weit im Vordergrund) an THE SHINS, beim dritten kommt mir NIRVANAs „Incesticide“ in den Sinn (vor allem wegen des Schlagzeuggeböllers hier, aber auch Riffs und wieder die Gesangsmelodie haben Ähnlichkeit mit dem Frühwerk von Kurt und seinen Freunden). Der letzte Song, „Burn burn burn“, kommt dann ohne Schlagzeug aus und hat wegen seiner Mitsingqualitäten was Gemeinschaftsstiftendes, ich kann mir sowas gut auf einem Antifolk-Festival vorstellen. Hin und wieder bilde ich mir ein, den niederländischen Akzent der Musiker heraushören zu können, was die Sache zusätzlich charmant macht.
Mag sein, dass es an der nur selten unterbrochenen Extrem-Metal-Diät liegt, der ich mich seit Jahren aussetze, weil mich Indie fast nur noch anödet, aber die EP hier kommt gerade richtig gut und alle Stücke haben was Zwingendes für mich. Ich kann mich nicht erinnern, seit dem Debüt der STROKES so souverän vorgetragene, gleichzeitig abgehangen und frisch klingende Songs gehört zu haben. Wenn sie das Niveau halten können, wird ihr im Herbst erscheinendes Debüt-Album hoffentlich ganz viel Aufmerksamkeit erhalten.