MIKROKOSMOS 23 – Alles lebt. Alles bleibt.

Während man vor einiger Zeit die auf deutsch singenden Bands, die intelligenten, emotionalen, Punkrock spielen, noch an zwei bis drei Händen abzählen konnten, so hat sich hieraus in den letzten Jahren eine eigene, geradezu unüberschaubare Szene entwickelt, in der die Grenzen zwischen Emo, Indie, Punk und Post-Hardcore kaum noch auszumachen sind. MIKROKOSMOS 23 mischen in dieser zwar schon seit 2005 mit, bekamen von mir aber bislang noch keine überdurchschnittliche Aufmerksamkeit geschenkt. Warum das so ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht lag es daran, dass die Stücke, die ich bisher von ihnen gehört habe, irgendwie unausgegoren klangen; vielleicht lag es aber auch an der scheinbar übermächtigen Konkurrenz wie beispielsweise CAPTAIN PLANET, aus deren Windschatten kaum eine andere Band jüngeren Semesters hervortreten konnte. Eines steht jedoch fest: Dank ihres neustem Outputs ist die Band aus Meißen nun endlich auch in meinem Herzen angekommen. Denn „Alles lebt. Alles bleibt.“ hat vieles zu bieten: Schmissige Hymnen wie „Alles gegen Wände“ und „Mit offenen Augen“ gibt es ebenso zu bestaunen wie sperrige Rhythmen in „Laternenmann“, poppige Momente in „Reisegäste“ oder epische Ausschweifungen in „Zusammen zu klein“. Und nicht zuletzt beweisen MIKROKOSMOS 23 auch Mut zum Experimentieren, wie beispielsweise die Bläser am Ende von „Kopfherz“ zeigen. All diese Facetten fügen sich wunderbar zu einem großartigen Gesamtbild zusammen, wozu sicherlich auch Kurt Ebelhäuser einen kleinen Anteil beigetragen hat, indem er den Aufnahmen einen wunderbar warmen Sound verpasst hat, ohne sie dabei ihrer kleinen Ecken und Kanten zu berauben. Bleibt also festzuhalten: Spätestens seit diesem Album ist Porzellan nicht mehr das einzige Qualitätsprodukt, das aus Meißen kommt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.