MEDLEY JUKEBOX – Tinki Winki was a pornstar

Ich bin entzweit. Ein wenig. Auf der einen Seite ist die Musik, die sich auf dem Debüt-Album von MEDLEY JUKEBOX befindet, über weite Strecken wirklich gut, auf der anderen Seite wirkt sehr viel drum herum, ziemlich…, ja sagen wir ruhig dumm, denn das trifft es.
Im Info-Schreiben bei der Aufzählung von Lieblingsbands, (die in Wahrheit eine Liste von Namen ist, in deren Zusammenhang sie gern genannt werden möchten), aus GYBE! zwei Bands, nämlich „Godspeed“ und „You black emperor“ gemacht zu haben, lasse ich gerade noch als Tippfehler (wenn auch wohl durchdacht und sauber mit Komma getrennt) durchgehen. Aber bei den langen Ausführungen darüber, wie sehr sich die fünf darüber einig sind, was sie nicht mögen, nämlich Pop-Strukturen, oft gehörte Harmonien, all das, was sie langweilt, mit einem Satz wie „If u think that stereotypes do work, go fuck yourself“ zu schließen, ist eine Unverschämtheit. Ihr Debüt-Album sei, ziemlich wörtlich übersetzt, „ein Schlag ins Gesicht für alle Rock-Wichser, die im Grunde immer wieder denselben Song spielen.“ Mein Gott, wie nichts sagend ist das denn bitte im Bezug auf die eigene Musik? Nicht zuletzt ist da noch der Titel dieser CD „Tinki Winki was a pornstar“, der, insbesondere im Zusammenhang mit den bereits angesprochenen Produkten geistiger Umnachtung, endgültig unter Beweis stellt, dass man sich um die Jungs von MEDLEY JUKEBOX ernsthaft Sorgen machen muss.
Ich erwähnte es anfangs, die Musik auf diesem Longplayer ist streckenweise wirklich sehr gelungen, nur ein einziges, 50 miütiges, Instrumental befindet sich auf dieser Scheibe, in drei Akte unterteilt. Und das ist in Abschnitten sehr ansprechend, musikalisch in der Nähe von KARMA TO BURN, bietet interessante, unkonventionelle Melodien, virtuose Rhythmus-Wechsel, und einen satten Sound. Zu selten können sie leider ihre Hard- oder Heavy-Wurzeln verbergen, was auch die oben beschriebene Engstirnigkeit erklären würde, doch schaffen sie es in der Tat, wie bei „Act1“ über zwanzig Minuten lang ein Stück zu spielen, ohne zu langweilen. Meistens hat es sogar einen recht guten Flow und wäre mir unter anderen Umständen sicherlich sechs Punkte wert. So revolutionär, wie sie sich offenbar selbst sehen, sind sie aber bei weitem nicht.
Winke winke!