Von der Deutschen Grammophon wurden wir als Punkrock-Fanzine bisher eher selten bemustert, um nicht zu sagen: noch nie. Umso verwunderter schaute ich in den Briefumschlag. Was ist da also los? Klassik zu Weihnachten? Oder hat sich der Online-Promoter promillemäßig schon vorab auf Silvester eingestimmt und die Promo-CD von MAX RICHTER falsch adressiert?
Weder noch. Bei „Three worlds: Music from Woolf works“ handelt es sich um die musikalische Vertonung des Balletstücks „Woolf works“, das der Choreograph Wayne McGregor für das Londoner Royal Ballet schrieb und das Leben und die Arbeit der Schriftstellerin und Verlegerin Virginia Woolf thematisiert.
Trat MAX RICHTER bisher vor allem durch Soundtracks für Filme und Serien in Erscheinung, folgt hiermit also die Zusammenarbeit mit einem Ballet-Choreographen. Wobei es sich in der Zusammenarbeit mit McGregor um keine Premiere handelt – bereits vorab gab es zwei Kooperationen zwischen den beiden.
Betrachtet man das vorliegende Album nun rein aus musikalischen Aspekten, ließe es sich problemlos zwischen Modern Classic im Stile von ÓLAFUR ARNALDS und Filmmusik einsortieren. Einnehmende Pianoklänge, zum Teil von Streichern unterlegt, zum Teil von zarten, elektronischen Klängen. Nur selten nimmt die Musik Tempo auf, wie in dem gezupften „Modular astronomy“ und dem unruhigen „The explorers“, wesentlich häufiger klingt sie traumwandlerisch bis sphärisch. Dies wird das Ballettstück sicherlich passend untermalen, zum Anhören auf der heimischen Stereoanlage passiert in der guten Stunde Spielzeit hingegen verhältnismäßig wenig. Da würde ich doch manches Klassik-Album favorisieren.