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LOGH – North

Episch, melancholisch, ergreifend, wunderschön. Wo solche Attribute auftauchen, neigt man zur Skepsis. Doch bei LOGH ist es einfach die reine Wahrheit. Die sechs Schweden haben sich bisher auf jedem ihrer Alben neu erfunden. Auch “North” bildet da keine Ausnahme. Zwar bezieht sich ihr viertes Album auf das unglaubliche Debüt “Every time a bell rings, an angel gets his wings”, doch statt dessen fast schon schmerzhafter, kristalliner Klarheit, beschert es uns mehr Wärme, nicht zuletzt aufgrund der Arrangements, in deren Vordergrund diesmal vermehrt Keyboards und weniger Gitarren stehen. Songs wie “Saturday nightmares” und “The invitation” atmen trotz allem wieder die große Einsamkeit nordskandinavischer Wälder, diesmal jedoch an der Schwelle zum Frühling, nicht mitten im subpolaren Winter. Die Songs trösten mit den Versprechungen auf die besseren Tage, die da kommen werden. Mit “Weather island”, “Death to my hometown” und “The black box” nähern sich LOGH fast schon dem klasssichen Folkpop an. “All the trees” und “Forest eyes” überraschen gar mit ungewohnter Beschwingtheit, und “Thieves in the palace” wildert mit seinem dezenten Rock gefährlich im Revier von COLDPLAY, KEANE oder SNOW PATROL und könnte glatt LOGHs erster Radiohit werden. Wo nur epische Schönheit ohne Widerhaken herrscht, stellt sich leicht Übersättigung ein. LOGH wissen das weitesgehend zu vermeiden. Erst gegen Ende des Albums lassen sie es dann doch etwas zu schwermütig angehen. Der Band für die Schönheit ihrer Musik ein Bein zu stellen, wäre jedoch hochgradig unfair. Manchmal muss man eben auch als Konsument über seinen Schatten springen und den Schlagring in der Hosentasche lassen können.Wer COLDPLAY & Co. zu kommerziell, offensichtlich und verklebt findet, kann in “North” den perfekten Begleiter für einsame Nächte entdecken. Für alle Ahnungslosen unter Euch sei an dieser Stelle aber trotzdem nochmal das unerreichte Debüt “Every time a bell rings, an angel gets his wings” allerwärmstens ans Herz gelegt.