KNUT – Wonder

Für die Schweizer Band KNUT ist ein „Wonder“ musikalisch gesehen offensichtlich weniger ein farbenfroher Garten Eden als vielmehr eine morbide Monstermutation. Die fünf derzeitigen Musiker der seit 1994 existierenden Band nageln dem Hörer in knapp 40 Minuten in elf Songs jede gedankliche Fluchttür mit soliden Brettern zu. Denn nicht anders hört sich das vertrackte Hardcore-Gebolze mit Metal-Elementen und aggressivem Schrei-Gesang an. KNUT, die schon mit CONVERGE und BOTCH auf Tour waren und bereits diverse Platten veröffentlicht haben, sind auch auf ihrem neusten Album ein Feind der Eingängigkeit und halten sich selten bei einem Rhythmus auf. Der ins düstere Math-Metal hinab gleitende Sound füllt abwechslungsreich die Stücke, die von knackigen 1:40 Minuten bis hin zur epischen Weitläufigkeit von 8:28 Minuten reichen. Freundlich geht anders – gleich der erste Titel „Leet“ erinnert an einen nervenzerrenden Horrorfilmsoundtrack, wenn mit Äxten Köpfe gespalten werden. Das folgende kurze „Damned extroverts“ schließt nahtlos an, auch „Suckers“ haut in die gleiche Schiene: wütendes Geschrei über einer komplexen Songstruktur. „Calamity“ zeigt in kompakten 1:43 Minuten die ganze Kunst von KNUT und gleicht rhythmisch einer zornigen, mehrköpfigen Hydra. Ein wenig ruhiger wegen des fehlenden Gesangs wird es auf der zweiten Hälfte der Platte, wo in vielen rein instrumentale Songs bis zu drei Gitarren chaotisch um die Wette spielen. „Fast forward bastard“ hingegen zerrt noch einmal an den Nerven wie ein tollwütiger Hund, auch das rasant-verschachtelte „Lemmings“ ist ein Glanzstück auf dem Album. Fast andächtig lauscht man teilweise dem ausufernden „If we can’t fly there, we’ll take the boat“, noch umfangreicher ist „Wonder/Daily grind“ angelegt. Mit einem Feedback geht schließlich die Welt zugrunde. Oder zumindest das Album. Schönes Ding.