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HELGE SCHNEIDER – Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas

Draußen blitzt und donnert es. Der Regen prasselt leise ans Fenster. Zeit für das neue Hörbuch des Star-Autoren HELGENIUS SCHNEIDER. Ich schlüpfe in meinen Wohlfühlpulli und rücke den dunklen Ledersessel nah ans knisternde Kaminfeuer. Der gute Rote muss noch ein Weilchen atmen, während ich eintauche in die Welt des Rodriguez Faszanatas, eines betagten Heiratsschwindlers und professionellen Septogamisten (sieben Tage hat die Woche) aus Barcelona, der einen Rundumriss seines bewegten Lebens zeichnet, liebevoll auf dem Klavier umrahmt von feinstem Barjazz bis hin zu atonaler Oper.
Naja, eigentlich steh ich mit Eipott im Ohr in der U3. Doch auch hier schafft es Helge, mich davon abzulenken, die grauschwarz gestreiften Kapuzenpullis von H&M zu zählen. Die erste kleine Enttäuschung kommt auf, als ich feststelle, dass DIESER Rodriguez Faszanatas wenig mit dem urkomischen Charakter aus „Jazzclub“ gemein hat („Rodriguez immer Sekt dabei“). Bei über zwei Stunden Spielzeit wäre das zwar wohl des Guten zu viel gewesen, aber so gänzlich keine verstellte Stimme bei wörtlicher Rede, und allgemein so wenig Emotionen? Gerade diese vielseitige, alberne Spielfreude ist es, die ich an „Mendy, das Wusical“ und „Eiersalat – Eine Frau geht seinen Weg“ so liebe. Naja, dann halt mal ganz nüchtern gelesen. Irgendwie passt es auch viel besser zu dieser auch eher nüchtern erzählten Geschichte, die zum Ende fast ins ernsthaft Philosophische abdriftet. Die zuweilen aber auch ganz schön dahinplätschert. Der Stoff des routiniert verlogenen Charmeurs, der die Naivität betuchter Damen ausnutzt, ist zwar ganz köstlich, scheint aber nicht gerade eine Steilflanke für Helges sonst so großen, absurden Einfallsreichtum gewesen zu sein. Zwar sorgen detailverliebte Beschreibungen wie: „der Geruch ihrer Frisur war schlicht und einfach erbärmlich“ hier und da für ein Schmunzeln, Langeweile kommt zwischendurch trotzdem auf. Ein ganz nettes Einmalhörbuch. Vielleicht zweimal. Hauptbahnhof!