Vom 13. bis zum 15. August war es soweit: mein erstes Haldern Pop Festival.
Kaum angekommen, musste ich mir eingestehen, dass das Haldern Festival wohl zu diesen Dingen gehört, die man nicht vermisst hat, so lange man sie nicht kannte, jedoch danach nicht mehr auf sie verzichten können wird. Haldern ist einfach mehr als ein durchschnittliches, etwas abseits gelegenes Festival, das auf einen bestimmten Personenkreis, abgegrenzt durch einen präferierten Musikgeschmack, zugeschnitten wäre. Hier ist ein ganzes Dorf in Aufruhr. Oder vielmehr ein ganzer Landkreis. Auf dem Hinweg, mangels ausreichender Beschilderung verfahren, wundert man sich dann auch über uns, dass wir eine solche benötigen. Ein Blick ins Auto, geworfen durch eine ansässige Landwirtin, genügt sofort um festzustellen, das wir hinterm Acker links abbiegen müssen, um unser Ziel zu erreichen. Mit uns kommen wie es scheint ganze Schulklassen auf ihren Fahrrädern auf dem Gelände an, welches direkt hinter den letzten Kleingärten des beschaulichen Städtchens Rees liegt. Da ich die Ehre habe als „Helferin“ am Festival teilnehmen zu können, was mir neben fünf Stunden nettem Thekendienst auch freien Zutritt zum Gelände verschafft, kann ich schon vor der offiziellen Eröffnung einen Blick auf die Gegebenheiten werfen. Das Gelände ist in zwei Teile gegliedert. Einem Biergarten, der sich in den nächsten Tagen vornehmlich mit ortsansässigen Musikfans, Eltern und eher gemütlich orientiertem Publikum füllen wird. Von diesem erreicht man das so genannte Spiegelzelt. Ein wunderschönes Zirkuszelt in dem die eher „kleineren“ Acts untergebracht sind, und es sich lohnt manchmal, schon eine Stunde vorher anzustehen, um noch einen Stehplatz zu ergattern. Der zweite Teil des Platzes ist ein eher typischer Festivalplatz mit einer größeren Outdoorbühne, Fress- und Merchandiseständen, sowie ständig geputzten, kostenlosen WCs (eines meiner Highlights auf der Liste). Dann geht es auch schon los. Da ich viele der Bands zuvor nicht kannte und mich daher auf einige Überraschungen bereit gemacht habe, stelle ich schnell fest, dass die zuständigen Leute einen anscheinend recht homogenen Geschmack haben oder bedienen. Zu neunzig Prozent wird in den nächsten drei Tagen eher ruhiger Indie, bzw. Singer/ Songwriter wie GRIZZLY BEAR, BON IVER, DEAR READER und ANNA TERNHEIM gehört. Ausnahmen gibt es selbstverständlich auch, so dass zumindest optisch die IRREPRESSIBLES herausstechen und FETTES BROT sowie LITTLE BOOTS ein wenig zum Tanzen animieren. Überhaupt, ein wenig mehr Tanzbares, gerade zu späterer Stunde, hätte dem Fest, welches ohne Partyzelt auskommt, nicht geschadet. Trotzdem, auch oder gerade weil ohne Partyexzesse, bleiben einem die gute Stimmung, die den ganzen Tag über herrscht, und die vielen netten Menschen in lebhafter Erinnerung. Wo ist es einem sonst schon mal passiert, dass man Einheimische nach der Nummer eines Taxiunternehmens fragt, um am nächsten Morgen zum Bahnhof zu kommen und anstatt dieser zu hören kriegt: „Ach, Quatsch, ich hol euch morgen ab! Um acht am Ausgang!“ Und tatsächlich, mit Saft und Brötchen in Empfang genommen, werden wir vom nettesten Halderaner zum Bahnsteig chauffiert. Mit solchen Eindrücken und ILIKETRAINS als persönlicher Entdeckung des Wochenendes, freue ich mich schon aufs nächste Jahr.