Vor gut einem Jahr standen EINAR STRAY und seine Mitmusiker ebenfalls auf der Bühne des Nachtasyl, aber in der Zwischenzeit hat sich einiges geändert: die Aufnahmen für ein zweites Album stehen kurz bevor, entsprechend probierte man heute neben den altbekannten Songs viel neues Material aus. Auf eine Vorband wurde verzichtet, die Ticketpreise stiegen dennoch um fast 50% – ob das der Grund war, warum heute statt 200 nur ca. 45 Gäste anwesend waren, kann ich nicht sagen. Vielleicht wollte man es aber auch bewusst intimer halten und hat deshalb ein Sitzkonzert mit gemütlichen Ledercouches und kleinen Beistelltischchen daraus gemacht.
Los ging es mit zwei neuen Songs, und sofort übertrug sich die melancholisch-romantische Stimmung auf die anwesenden Zuschauer. Toller mehrstimmiger Gesang und aufwendige Arrangements von großartigen Musikern – in der geschaffenen Wohnzimmeratmosphäre wirkte das gleich doppelt so intensiv. Klangen die Ansagen zwischen den einzelnen Songs noch sehr schüchtern, wurde an anderen Stellen voller Inbrunst gesungen und musiziert. Von diesem Wechselspiel lebt übrigens das gesamte Repertoire der Norweger. Das a cappella-Stück „For the country“ strahlte vor Intensität, bei „Envelope“ wechselte die Cellistin ans Piano und Einar an die Akustik-Gitarre, während bei Songs wie „We were the core seeds“ immer wieder virtuose Momente durchblitzen, vor allem auch am Schlagzeug. Ein paar schiefe Töne mag man den Streicherinnen verzeihen, wenn man sich parallel zu seinem Instrument auf den meist mehrstimmigen Gesang konzentrieren muss. Nach einer Stunde war das reguläre Set vorbei, aber aufgrund der langen Songlängen wurde das Programm mit den Zugaben auf anderthalb Stunden erweitert – sehr zur Freude des Publikums, das sich bis zur Veröffentlichung eines neuen Albums sicherlich noch ein paar Monate gedulden muss. Gut wird es allemal.