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EHERUNCOOL – Wonach wir suchen

Nach der EP „Noch weiter weg von uns“ ist dies die zweite Veröffentlichung des sächsischen Quartetts bei Tumbleweed Records / Broken Silence. Das schön aufgemachte Album mit einladenden Fotos und Songtexten zum Mitlesen umfasst sieben Titel in knapp 35 Minuten. Die Band bezeichnet sich auf ihrer Homepage als Indie / Alternative; zu hören kriegt man eine Art Post-Wave in Zeitlupe, der an die späten JOY DIVISION erinnert. Es wirkt, als würden die Jungs mit vielen Effekten in einer sehr großen Tropfsteinhöhle spielen – ein bisschen gruftig, mit etwas Schwermut und einer Prise Lethargie, aber sehr liebevoll und charismatisch. Das erste Lied „Es gibt keine Worte“ zeichnet sich durch etwas theatralischen, disharmonischen Gesang aus; die Musik ist einfach und ohne große Überraschungen. Bei „Lebenszeichen“ wird sich um Tocotronische Textpoesie bemüht, deren Album „Pure Vernunft darf niemals siegen“ hier sicherlich Modell stand, jedoch unerreicht bleibt. „Neue deutsche Popkultur“ ist dynamischer und richtet sich inhaltlich gegen „Stammtischpatrioten“. Die Holprigkeit der Songs und der schleppende, bewusst ungesungene Gesang erinnert an OSTZONENSUPPENWÜRFELMACHENKREBS.
Auch „Es braucht nicht viel“ ist stark verhallter Down-Tempo-Rock, charmant regennasser Trübsinn „auf nächtlichen Autobahnen“. In fast allen Songs finden sich Liebeslied und Liebesschmerz, aber nicht in plakativ-klischeehaften Formulierungen, sondern mit einer erwachsenen Anmut – und Schwermut. „Zwischen Nacht und Tag“ und das schnellere „Wonach wir suchen“ sind schöne Beispiele dafür. Insgesamt eine recht aparte, musikalisch retrospektive Platte, die ein wenig Eingewöhnungszeit benötigt.