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DREADNOUGHTS – Piratenrummel an der Waterkant

Wenn die selbsternannten „Pirate-Punks“ THE DREADNOUGHTS im Goldenen Salon des Hafenklangs spielen, dann sollte man gefälligst auch standesgemäß anreisen. Folglich fiel unsere Entscheidung bei der Wahl des öffentlichen Verkehrsmittels zugunsten der Hafenfähre aus, frei nach dem Motto: „Wenn schon Stil, dann viel!“ Jedoch waren nicht alle Konzertbesucher an diesem Abend so stilsicher unterwegs wie wir, besonders auffällig dabei das leicht übergewichtige Wolle Petry-Double samt Flanellhemd und imposantem Schnauzer, sowie die anwesende Turbojugend-Fraktion, die vom headbangenden Metalclown über zwei Freaks mit Wrestlingmasken bis hin zum bierbäuchigen Ü40-Oberlippenbart-Proll anscheinend nur die erlesensten Exemplare ihrer Zunft für das Konzert abkommandiert hatte. Und auch die Band selbst konnte ruhigen Gewissens als Blickfang bezeichnet werden, allen voran der Mandolinen-Spieler, der aussah, als sei er direkt vom Filmset zu „Fluch der Karibik“ in den Tourbus gezerrt worden, sowie der gefühlt 3 x 2 Meter große Bassist, bei dessen Anblick man glatt vermuten könnte, er wäre in den kanadischen Wäldern von einer Bärenfamilie großgezogen worden und würde als Gage regelmäßig einen großen Topf Honig erhalten…
Ungeachtet dessen brannten die DREADNOUGHTS ein Folk-Punk-Feuerwerk allererster Kajüte ab, kippten Biere auf ex, instruierten einen professionellen Circle Pit und ließen einen kleinen Teddybären per Crowdsurfing quer durch den Konzertsaal wandern. Der Schlagzeuger tat es diesem übrigens gleich, wobei er sich bei dem A-capella-Stück „Eliza Lee“ kurzerhand die Standtom seines Schlagzeugs unter den Arm klemmte und über den Köpfen der Zuschauer den Rhythmus vorgab. Es war also alles in allem eine durchaus interessante Vorstellung, die die versoffenen Kanadier an diesem Abend boten.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.