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CORNY JOKE – The first adventure

Die Erstveröffentlichung dieser Band aus Schwennigen gibt mir zugegebenermaßen zunächst einige Rätsel auf. Da hätten wir zum Beispiel das Artwork: Normalerweise würde ich denken, dass es sich bei „The first adventure“ nicht um den CD-Titel, sondern um den Bandnamen handelt, denn der tatsächliche Name CORNY JOKE taucht (abgesehen von einem auf der Einschweißfolie aufgebrachten Sticker) nirgendwo auf. Schlicht vergessen, oder ein in die Hose gegangener Layout-Clou? Man weiß es nicht. Als nächstes scheint sich das Quartett für ein eher ungewöhnliches Finanzierungskonzept entschieden zu haben: Anstatt wie viele andere Bands aufs Crowdfounding zu setzen, wurden offenbar fleißig Klinken beim regionalen Kleingewerbe geputzt, was zur Folge hat, dass eine Seite des ohnehin nur vierseitigen Booklets zur Werbeplattform für Autohändler, Massagesalon, Metzgerei (ist diese CD somit womöglich nicht mehr vegan???) und Co. umfunktioniert wurde. Zwar ist es schön zu sehen, dass mittelständische Unternehmen in der Baden-Württembergischen Provinz offenbar bereit sind, junge Bands zu unterstützen, aber letztendlich kann ich es persönlich nicht nachvollziehen, dass man als Band die eigene CD, in die ja in der Regel viel Liebe gesteckt wurde und die ja auch eine Art musikalische Visitenkarte darstellen soll, zu einer Art Miniatur-Branchenbuch umfunktioniert. Aber im Endeffekt ist eine solche Entscheidung halt jedem selbst überlassen.
Kommen wir also zur Musik, die CORNY JOKE hier abliefert. Begonnen hat die Formation als Coverband, die u.a. Lieder von SUM 41, KINGS OF LEON oder DIE ÄRZTE im Repertoire hatte und vor ca. einem Jahr beschloss, zukünftig eigene Songs zu schreiben. Das vorläufige Ergebnis besteht aus fünf Liedern, die sich wohl am ehesten unter dem Begriff Pop-Rock zusammenfassen lassen. Zwar gönnt sich der Sound auch gelegentliche Ausreißer in Richtung Alternative oder College-Rock, doch so richtig laut oder krachig wird es dabei nie. Unter anderem trägt das sehr präsente Piano dazu bei, dass der grundsätzlich vorhandene Rock-Aspekt der Musik sehr in den Hintergrund rückt. So wirkt das Ganze leider ziemlich beliebig, und auch der Versuch, mit „Liebeslieder“ einen deutschsprachigen Song zwischen die ansonsten in Englisch vorgetragenen Stücke einzustreuen, ist nicht wirklich geglückt. Vielleicht war der Zeitpunkt für eine CD-Veröffentlichung doch etwas zu früh gewählt, denn ich glaube, hier ist noch ziemlich viel Luft nach oben. Auch wenn das Autohaus König, Wellness-Masseurin Bärbel Aue und Metzgerei Bosch das womöglich anders sehen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.