COLOUR HAZE – She said

Das Münchener Trio COLOUR HAZE hat in den vergangenen 18 Jahren die Messlatte für zeitgemäßen Stoner- und Psychedelic Rock auf ein Niveau gesetzt, das hierzulande wohl kaum eine Band dauerhaft toppen konnte. Und mit ihrem bereits zehnten Album „She said“ untermauern sie ihren diesbezüglichen Alphatier-Status erneut: Bereits der beinahe 19minütige Opener ist ein wahres Jam-Rock-Monster, das sich wie aus dem Nichts erhebt und sich, eingehüllt in seinem ebenso warmen wie kratzigen Analogsound, in einen regelrechten Rausch spielt. Der sporadische Gesang von Gitarrist Stefan Koglek ist dabei eher als zusätzliches Instrument zu werten, das verzweifelt versucht, dem komplexen Stück eine zumindest ansatzweise zu erahnende Struktur zu verleihen. Der darauf folgende instrumentale Zweiminüter „This“ überrascht hingegen mit einem freakigen Seventies-Keyboard und ist ein willkommenes Zwischenspiel vor dem wiederum ausufernden dritten Stück „Transformation“, das in einer bläserunterstützten Gitarrenorgie endet und den Hörer bereits atemlos zurücklässt, noch ehe er sich dem zweiten Teil des Doppelalbums widmen kann. Aus diesem sticht dann vor allem „Slowdown“ hervor, ein erdiges Hardrock-Stück, in dem sich die Band im Vergleich zu den übrigen Stücken von ihrer direkten Seite zeigt.
Ich bin zugegebenermaßen kein besonders großer Freund von Psychedelic-Rock, muss aber eingestehen, dass mir COLOUR HAZE mit diesem Album verdammt viel Respekt abringen. „She said“ ist ein ebenso abwechslungsreiches wie konsequentes Gesamtwerk, wie es nur ganz wenige Bands zustande bringen und das vor allem durch seine zahlreichen Kontraste überzeugen kann. Die Messlatte für die Konkurrenz muss wohl schon wieder ein paar Zentimeter höher gehängt werden.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.