Der Ausbau eines unverwechselbaren Sounds? Stagnation auf hohem Niveau? Oder die graduelle Weiterentwicklung von vier Musikern, die genau wissen, was sie tun? Was es auch ist: Das neue CLUTCH-Album macht mal wieder eine Menge Spaß.
Es ist ja nicht so, dass CLUTCH jemals eine schlechte Platte gemacht hätten – ganz im Gegenteil. Aber seit ihrem 2013er Output „Earth rocker“ hat der Vierer aus Maryland einfach einen Lauf und bringt ein verdammt starkes Album nach dem anderen raus.
Echte Innovation sucht man zwar vergeblich – dafür hat die Band es sich in ihrem eigenen Kosmos aus groovigem, Blues-lastigem Stoner Rock zu sehr bequem gemacht. Aber genau das ist der Sound, für den man sie liebt und den sie in Perfektion immer weiter ausbauen. Und so sind die Innovatiönchen auf dem 2022er Output der erstmalige Einsatz von Vibraphon, Theremin und Gast-(Background-)Sängerinnen.
Auf „Sunrise at slaughter beach“ spielen sich CLUTCH also (mal wieder) durch ein Best-of ihres eigenen Sounds: Fette Riffs hier, geniale Bassläufe dort. Ein paar Midtempo-Nummern zum Mitschunkeln, dazwischen amtliche Rocksongs und der ein oder andere leicht psychedelisch angehauchte Track bilden insgesamt ein stimmiges Ganzes. Und über all dem thront Neil Fallons samtige Reibeisenstimme wie ein eigenständiges Instrument und postuliert seine interpretationswürdigen Lyrics wie eh und je. Vor dem geistigen Auge erscheint beim Hören der Songs ein durchgeknallter, rauschebärtiger Pastor einer weirden Rock’n’Roll Freikirche. Also genau seine Bühnen-Persona. Und genau das, was man als Fan dieses Sounds hören (und sehen) will.
Mein Highlight der Platte ist der vorletzte Song „Three Golden Horns“ mit der grandiosen Textzeile „Now I see the truth: Jazz music corrupts the youth!“ – definitv ein Kandidat für das Songzitat des Jahres.
Das große Manko an „Sunrise at Slaughter Beach“? Dass die Platte mit nur 33 Minuten so verdammt kurz ist …