CARGO CITY – Dance/Sleep

Einst war CARGO CITY eher ein Ein-Mann-Unternehmen; das Baby von Simon Konrad, der seine folkigen Songs, die wohl hauptsächlich auf der Akustischen entstanden, unter anderem mit Beats und Sounds aus dem Laptop aufpeppte. Eine gelegentlich sehr angenehme Ähnlichkeit mit POSTAL SERVICE war nicht von der Hand zu weisen. Bei solchen Perlen wie “ Euphoria / Nostalgia“ war es schnell abzusehen, dass dieses Pflänzchen nicht lange im Verborgenen blühen wird. Nun also Album Nummer drei, eingespielt mit fester Band. CARGO CITY sind also kein Solo-Projekt mehr, sondern ein Kollektiv. Schade, sagt der erste Eindruck, denn die melancholische, perlende Poppigkeit ist verloren gegangen. An ihre Stelle tritt eine gewisse Düsternis und ein kompakterer, rauerer Sound. Ein Schritt raus aus der Radiotauglichkeit sozusagen. Nach mehrmaligem Hören entfaltet „Dance/Sleep“ jedoch eine ganze Menge Reize: Man lässt sich in die immer wieder opulenten Arrangements fallen und entdeckt nach und nach, dass auch dieses Album wieder einige Indiepop-Perlen zu bieten hat. Der Titelsong ist ein Paradebeispiel für die neue Ausrichtung. Die Akustische ist noch vorhanden, doch Bass, Drums, E-Gitarre und reichlich Keyboards sorgen für eine gewisse Kompaktheit. Erst dahinter treiben Euphorie und Melancholie ihre Wechselspielchen. Weitere große Momente auf „Dance/Sleep“ sind der hitverdächtige Pop von „Not like us“, das schroffe, im Duett mit Keyboarderin Nadine Renneisen gesungene und ein wenig an MONOCHROME erinnernde „Let´s fail in love“ und „Walk over the alps“, das sich ganz subtil in den Ohren verhakt. Auch die halbakustische Schauerballade „The choir“ hat ihren Reiz, fällt aber etwas aus dem Rahmen ebenso wie das leicht MUSE-ische „Life in reverse“. Einzig in „Julian“ erlaubt sich die Band einen nostalgischen Rückblick auf ihren eigenen Werdegang, der jedoch etwas leicht und dünn ausfällt. Auf den Schmachtfetzen „The tale of the careless man“ hätte man jedoch getrost verzichten können. „Dance/Sleep“ ist der überwiegend gelungene Versuch, Pop, Tanzbarkeit, Nachdenklichkeit und Anspruch gut ausbalanciert zu vereinen. Es braucht nur ein paar Anläufe, um das erfassen und genießen zu können.