BOSNIAN RAINBOWS – s/t

Kürzlich erreichte mich nachts die SMS einer Freundin: „Hasenkinder, latest news ausm Norden: erlebe gerade BOSNIAN RAINBOWS live. Don´t miss them! Check it out!“ Das Bemerkenswerteste an dieser SMS ist nicht die Uhrzeit, sondern die Tatsache, dass sich besagte Freundin nicht etwa auf dem Hurricane Festival befand, sondern auf dem Avantgarde Festival in Schiphorst. Zwar handelt es sich dabei um ein wirklich kleines, beschauliches Festival, das aber in Sachen Avantgarde wegweisend ist und in der Vergangenheit sogar Zuschauer aus Südamerika und Japan lockte. Wenn also auf diesem Festival eine Band so hervorsticht, dass man nachts vor lauter Euphorie Massen-SMS an seine Freunde versendet, muss es sich dabei wohl um etwas Besonderes handeln.
Auch ich hatte die BOSNIAN RAINBOWS vor kurzem live gesehen, und zwei Freunde, die mich begleiteten, zeigten sich nicht weniger begeistert. Bei den BOSNIAN RAINBOWS handelt es sich um die neue Band (darauf besteht Omar Rodríguez-López!) des Ex-AT THE DRIVE-IN und MARS VOLTA-Gitarristen sowie des MARS VOLTA-Drummers Deantoni Parks, ergänzt von Nicci Kasper (u.a. KRS-ONE) am Keyboard und der LE BUTCHERETTES-Sängerin Teri Gender Bender. Doch wer nun denkt „Okay, MARS VOLTA, Avantgarde-Festival und die tausend Nebenprojekte von Omar Rodríguez-López – alles klar!“, wird sich möglicherweise wundern. Denn im Vergleich fallen die BOSNIAN RAINBOWS relativ eingängig aus. Na gut, die Betonung liegt immer noch auf „relativ“, um glatten Mainstream wird der freakige Omar wohl immer einen weiten Bogen machen. Aber das ist auch gut so. Zwar wird auch hier munter drauflos gefrickelt, klassische Songstrukturen findet man selten, und gegenüber dem Prog-Rock sollte man auch nicht gerade abgeneigt sein. Aber bei allen musikalischen Experimenten findet man stets einen roten Faden mit schönen Pop-Melodien wieder. Das hat was vom New Wave und von den Achtzigern, als Synthies groß geschrieben wurden, nicht selten wird man auch an SIOUXSIE erinnert, in den unschönen Momenten aber auch an GARBAGE. Doch insgesamt bleibt ein überzeugendes Debüt, mit unzähligen tollen Momenten und nur vereinzelten Nerv-Parts.